Muslime, die Opfer
Nun äussere ich mich auch noch zum Inhalt, mit dem sich der Kommentar des TA befasst (siehe).
Die Schweizerische Kommission gegen Rassismus fordert Toleranz gegenüber den (340’000) Muslimen in der Schweiz. In ihrem neusten Bericht wendet sie sich aber mit keinem Wort an die Muslime selbst. Die Redaktorin des Tagesanzeigers bezichtigt die Kommssion der Feigheit (mE zu recht), des Egoismus (etwas komplizierter einzusehen) und wirft ihr vor, nur Selbstbestätigung zu betreiben (noch etwas komplizierter und vor allem auf der Titelseite des Tagi überraschend primitiv, was doch eigentlich die Homebase der SVP ist, wie auch der Link zu diesem Thema zeigt).
Ein Stichwort allerdings möchte ich aufgreifen: Es geht nicht um Toleranz gegenüber der Religionsausübung von Menschen, sondern es geht um Wertsysteme.
- Unsere Vorfahren haben in den christlich dominierten Gesellschaften über Jahrhunderte dafür gekämpft, dass die Religion aus dem Zentrum des gesellschaftlichen Lebens rückt. Einigermassen säkulare Staaten sind daraus geworden (auch wenn die ‚Staatskirchen‘ ungestört weiterhin versteckte Pfründe horten dürfen; wussten Sie, dass die Kirchen bei jeder Handänderung von Boden mitverdienen…?!).
- Unterdrückung – vor allem von Frauen – konnte nicht mehr einfach mit religiösen Gesetzen legitimiert werden. Daraus resultierte im letzten Jahrhundert so eine Art Gleichstellung der Frauen.
- Toleranz für die Diversität von Lebensauffassungen ist ebenfalls eine Folge von lang andauernden Kämpfen (die heute noch schwelen).
Was uns nun mit den Muslimen gegenübertritt, ist eine Welt, die wir vor Jahrhunderten, beginnend mit der Aufklärung, verlassen haben: Die Religion im Zentrum, die Gesetze Allahs bzw seiner Mullahs (wie früher unsere Päpste und Bischöfe) sind verbindlich und bei Konflikten den säkularen Gesetzen übergeordnet. Vernunft heisst Religion. Religion heisst Vernunft.
Den meisten einigermassen differenzierten Menschen fällt es leicht, gegenüber andern Menschen – wenn sie uns nicht gerade angreifen – Toleranz zu üben. Menschen sind in der Regel zuerst als Menschen spürbar. Deren Mythen und Ideologien (Mindkonzepte) spielen dann gar keine Rolle.
Das ist es auch, was ich mag: Der menschliche Kontakt dominiert die Begegnung – im Guten wie im Schlechten; der Rest interessiert mich gar nicht. Auch deshalb lasse ich mich nicht auf Diskussionen ein. Sie stören das Lebendige, das sich stets hier und jetzt ereignet.
Die Toleranzgrenze wird erreicht, wenn das Wertsystem beginnt, das Handeln in lebensfeindlicher Weise zu dominieren. Das heisst, das Wertesystem beginnt, die Beziehung zu bestimmen (so ähnlich stelle ich mir die Heranbildung von jungen Muslimen zu Selbstmordattentätern vor).
Die Wertschätzung für unsere Ahnen, für deren Entbehrungen und das Blut, dass sie in ihrem Kampf für die menschliche Vernunft vergossen haben, gebietet uns zweierlei (und die beiden lassen sich gut voneinander unterscheiden!):
- Nulltoleranz gegenüber Wertesystemen, die unsere ganze jüngere Geschichte ignorieren. Sie bedeuten einen Schlag ins Gesicht für unsere hart erkämpften Errungenschaften.
- Vieltoleranz gegenüber der Verschiedenheit von Menschen, solange sie sich auch menschenfreundlich verhalten. Auch dafür haben unsere Ahnen gekämpft.