Man kann nur lehren, was man selber kann: Hamid al-Saidi

Nun ist er tot, nein: gefangen. Nummer 2 der al-Qaida im Irak.
Doch schauen Sie sich die Bilder in den Tageszeitungen an (leider war im Internet keines verfügbar): Man sieht doch auf den ersten Blick, dass dieser Mann etwas Gutes will. Was soll religiöse Motivation anderes wollen? Im Bund mit Gott will man doch immer etwas Gutes. Gott ist gut. Also kann man nur Gutes wollen, wenn man sich auf ihn bezieht. Und versuchen Sie mich nicht vom Gegenteil zu überzeugen! Und schwören Sie dabei nicht auf die Asche der Millionen Frauen, die auf dem Scheiterhaufen gelandet sind; aber nein!
Es ist offensichtlich: Dieser Mann – Hamid al-Saidi – sprüht vor Lebensfreude und wärmt unser Herz mit seiner liebevollen Ausstrahlung. Ein echtes Vorbild. Wie das sich für einen Mann mit Doppelmandat doppelt gehört: ein religiöser und politischer Führer (unsere neue Bundesrätin darf ja nun doch das Religiöse etwas in den Hintergrund stellen). Wer möchte da nicht auch so aussehen wie er?

MAN KANN EBEN NUR LEHEREN, WAS MAN SELBER KANN.

Doch seien wir nicht ungerecht! Wenn irgendwo auf der Welt nicht, dann dort, im nahen und mittleren Osten.
Wann immer mir diese Menschen in ihren langen schwarzen Mänteln, ausfasernden Bärten, totenbleichen Gesichtern und steifen Hüten bei 35 Grad im Schatten begegnen, ist das wie eine Offenbarung: von sprühender Lebensfreude – und wenn’s denn das nicht sein darf: dann halt von sprühender Vitalität. Da weiss man sofort, was man kriegt, wenn man konsequent auf dem richtigen Pfad wandelt: die offenkundige Glückseligkeit.
Oder sollte das erst nach dem Leben kommen? Habe ich etwas durcheinander gebracht? Dann bin ich wieder einmal schlecht informiert.
A propos schlecht informiert: Immer wieder und stets von Neuem überkommt mich eine gewisse Fassungslosigkeit, wenn ich dann deren doch recht hübsche und energische Frauen sehe, die sich erst noch ziemlich profan kleiden.

Sie haben es wohl leider längst gemerkt, werte Leser und Leserinnen: Mit meinem stolz proklamierten ‚ich verstehe die Welt‘ ist es nicht so weit her, wie ich’s gern hätte.