Südschneisler II – nachgefasst (wie üblich)
Michael Kohlhaas lässt grüssen. Er lässt ausrichten, es sei tröstlich zu wissen, dass seine Tradition ungebrochen lebt. Andererseits frage er sich, was seine Nachkommen denn aus der Tragik seiner Geschichte gelernt hätten. Alles in allem findet er das aus seiner Schau von unten so etwas von bescheuert, kostbare politische Energie – die bei euch zwar jeden Morgen und jeden Abend erneuert wird – in einem nutzlosen Kampf zu vergeuden, gegen Behörden, die schon zu seinen Zeiten so waren und ewig so bleiben werden. Um Recht zu kämpfen, wo doch die Behörden stets Recht haben und das auch durch Trägheit, Verschleppen, Bürokratie, Weiterreichen, Leerlaufenlassen und durch die Haltung, der Staat selbst und erst noch unfehlbar zu sein, zu verteidigen wissen. Die durch zahllose verzweifelte Schicksale hindurch bewährte Formel laute: Je grösser euer Aufwand, desto grösser der Widerstand.
Soweit der gute alte Michael Kohlhaas (Vorsicht! Ihn zu lesen könnte zum Headbanger werden).
Meine modernere Sicht der Dinge:
Offenbar seid ihr in einer Negativspirale gefangen – in der Verfassung der Ohnmacht – wo Lösungen systematisch verschwinden. Es geht – so schaut es aus – nur noch um einen Kampf gegen Windmühlen, um den verzweifelten Kampf, aus empfundenem Unrecht endlich Recht zu machen. Das ist ein Kampf, den man nur verlieren kann. Ergo: verpuffte Energie.
Also ich würde einen Notstopp reissen, mich sammeln, tief durchatmen, die nutzlose Alibiübung sofort beenden und dieses fantastische und logische Engagement in eine Positivspirale einleiten. Würde ich.
Die Frage ist: Engagieren sich nur so viele, weil es um Ohnmacht, Hass und Rechthaben geht? Man braucht dann nämlich nichts weiter beizutragen, nicht zu handeln. Damit müsst ihr rechnen. Aber ihr findet das nur heraus, wenn ihr auf machtvolle Politik umschwenkt, die euch und allen Flugläremgeplagten um Zürich herum (und warum nicht einem weiteren Kreis?) auch wirklich nützt. Das Potential dazu sollte doch vorhanden sein, nicht?
Aber dafür müsst ihr, trotz berechtigter Wut, nach dem Suhlen in eurer negativen Version, die – seien wir ehrlich! – nur Scheiss hervorbringt, eure positive Version wieder hervorkramen. Sie liegt gleich nebenan.
Ich bin sicher: Wütend, betroffen und engagiert, wie ihr seid, wird dann eine Menge Nützliches entstehen.
Aber ums Himmelswillen, was mache ich da? Ich komme mir ja wie ein schlechter Lehrer vor. Vergesst den Scheiss, den ich euch erzähle. Auch wenn jedes Wort wahr ist.