Reisebericht 1: Nein, ich war nicht müssiger als sonst

von 2b am 7. Juni 2007

Ferien?
Ja – aber wo ist der Unterschied?
Ich arbeite halt nicht wie ein Ochse (die müssen ja!) und strecke dann in den Ferien endlich die müden Beine.
Da ist bei mir nicht wirklich ein bedeutender Unterschied. Ich gehe erholt in die Ferien und komme erschöpft wieder nach Hause… Halt: Tippfehler! Natürlich komme ich auch erholt nach Hause. Und der Jetlag scheint bei mir nicht zu funktionieren. Irgendwas mache ich falsch. Und ich habe nicht an unnötigem Gewicht zugenommen, obwohl wir uns fast schon erschreckend wenig bewegt haben – zumindest auf eigenen Füssen (punkto Flugkilometer reicht es uns fast schon ins Vielfliegerprogramm).

Der kurzen Rede langer Sinn: Ich habe Neu-Gepäck mitgebracht. Um die Texte ‚von und zu Amerika‘ zu transportieren, mussten wir in einer der vielen weltgrössten Factory-Outlet-Shopping-Mals (also, die sind wirklich gigantisch – aber stehen mitten draussen in der Prairie, umgeben bloss von tausenden – nein, nicht Rindern! – Condo-Anlagen (das sind riesige Ferienappartementresorts, umgeben von Golfplätzen, Teichen, und eben: Einkaufszentren, wo offenbar Millionen von Amerikanern (und nicht nur sie!) ihre Ferien verbringen), mussten wir also ein neues Gepäckstück erstehen. Reduziert, versteht sich. Kauft irgendein Amerikaner irgendetwas zum vollen Preis? – Und was machen die Amerikaner in ihren Condos draussen in der gepflegten Prairie, damit ihnen nicht vor Langeweile die Stresshormone ausgehen? Sie nehmen ihren geliebten Offroader – zweimal so lang, zweimal so hoch und zweimal so stark wie unsere heimatlichen Modelle (da mutet es schon fast bizarr an, worüber wir uns hüben aufregen!) – oder fast ebenso gern den nächsten Flug und fahren oder fliegen mal kurz in die nächste Stadt, um richtig Fun zu haben.

Ja, sie sind schon ein lustiges Völkchen, die Amerikaner. Hat schon jemand untersucht, wie viel Lebenszeit ein durchschnittlicher Amerikaner unterwegs im Auto, Flugzeug – oder irgendwo wartend verbringt? Keine Frage: Das muss mehr als die Hälfte sein. Wenn wir noch die Zeit im Fastfoodrestaurant addieren, sind wir wohl bei 75. Und nun noch die Zeit vor dem Fernseher. Macht 95. Mindestens.
Fragt sich, wie die ihren Reichtum generieren. Aber klar: TAXES, TIPS & OTHERS. Wir Touristen und Auswärtsesser und sie als Touristen und (notorische) Auswärtsesser finanzieren den ganzen Reichtum! Haben Sie gewusst, dass der Teilstaat Florida mit jährlich 50 (fünfzig!) Millionen Besuchern das meistbesuchte Land der Welt ist? Während zB ganz Mexiko, als drittgrösstes Land des ganzen Kontinents – mit Maya- und anderen erstrangigen Kulturdenkmälern, mit massenhaft Traumstränden sowie mit der zweitgrössten Stadt der Welt auch nicht gerade ein Schattenplätzchen – ganze 20 Millionen auf die Waage bringt?

Ein cleveres Völkchen, die Amerikaner. Da sitzt man dann erschaudernd vor dem Fernseher und hört in der Talkshow den Moderator (immerhin Bill Maher (und live!)) und dessen Gäste (immerhin P. J. O’Rourke und Ben Affleck) darüber fantasieren, ob die Amerikaner blöd sind; und schliesslich in weiser Übereinstimmung schliessen: „No doubt, we American are dumb!“
Nun, wer will diesem kompetenten Gremium widersprechen?

Aber, und gerade auch deshalb: Ich mag sie, die Amerikaner. Wir hatten eine gute Zeit mit ihnen. Ausser, wenn gerade die allgegenwärtige PANIK in endlosen und unsäglich – sorry: lebensdummen (weil sie, so penibel wie sie sind, nie funktionieren!) – Kontrollen ihre Blüten treibt.

Wer also entdecken will, was die Amerikaner einträchtig verbindet, hat es leicht: Es ist die PANIK! Und das hat Konsequenzen. Das kann ich Ihnen sagen.

Die Mutter schreit hinter ihrem 6-jährigen Knaben her, der, sich auf das Zimmer freuend, ein paar Meter auf dem Teppich der Hotelhalle hüpft: „Don’t run, Harry! You will fall down and hurt yourself!“ Ja, wie denn?

Sie ahnen es: Es war eine leichte Aufgabe, während unseres Aufenthalts in diesem schönen Land (Wer hat gesagt, Florida sei hässlich? Schön ist es! Fragt sich bloss, wo man hinschaut) zu Texten inspiriert zu werden.
Es kamen rund hundert Seiten zustande.
Was habe ich eben über Ferien gesagt?

Aber Sie kennen mich: Bis das alles getippt und aufbereitet ist, kann das schon so seine Zeit dauern…
Wie in guten Restaurants: Das Appetit-Häppchen kommt rasch. Der Rest später – oder auch sehr viel später. Haben Sie auch schon festgestellt: Am längsten dauert die Rechnung. Eben noch haben Sie nach dem Dessert gesagt: „Heute sind wir aber früh dran, Schatz!“ Schon fährt Ihnen der letzte Zug ab.

Also, wie in guten Restaurants: Das Appetit-Häppchen kommt rasch. ‚Amerika in einem Satz‘ demnächst in diesem Theater.

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