Live Earth und Global-Compact
Darauf hätte ich lieber verzichtet: Die Bestätigung für meine doch etwas gewagte Sicht auf die grossen globalen Projekte, die gleich auf dem Fuss folgt und deutlicher nicht sein könnte:
Wenn die hundert Global Players sogar ganz offen vor der Presse sagen, dass ihre Mitgliedschaft im Club Global-Compact und ihre unverbindliche Zusage zur Verminderung des CO-Ausstosses sowie des Energieverbrauchs eine reine PR-Aktion ist, wie tönt das dann wohl in den verschlossenen Sitzungszimmern in den Chefetagen dieser hundert Grossfirmen?
Immerhin wird damit auch die Initiative der UNO zum Global-Compact als reine PR-Aktion demaskiert: „Schaut her, wir tun etwas!“
Nichts ist geschehen, wie eine Untersuchung der letzten derartigen Aktion von 1999 zeigt, als es um soziale Verantwortung ging.
Und auch jetzt wird nichts geschehen.
Das gilt leider auch für einen wesentlich verbindlicheren und gut meinenden Mann: Al Gore.
Das auf seiner weltweiten Vortragsaktion und der grossartigen Filmdokumentation „An Inconvenient Truth“ aufbauende LIVE EARTH Rockspektakel wird als reines Fundraising bzw als Mega-Unterhaltungsanlass in die Geschichte eingehen. Niemand, den das Thema kalt lässt, wird durch das Spektakel bekehrt. Ebenso werden eh schon besorgte Leute wie ich und hoffentlich Sie Morgen den Fernseher, falls überhaupt, dann aus reinen Unterhaltungsgründen anschalten.
Diese beiden zeitgleichen Geschichten stehen wie ein Plakat in Weltformat für meinen gestern publizierten Schluss, dass auf diesem Weg – aber auch mit diesen unbestritten grossen globalen Themen! – Lösungen unmöglich sind. Aus prinzipiellen Gründen.
Also, wozu der Aufwand? Schade um die Energie der besorgten Menschen, die sie am falschen Ort investieren und damit bloss mithelfen, die nackten Tatsachen zu verschleiern, wie sie sich aus den so ganz anders gearteten Motiven der meisten Global Players – und zahllosen Wasserträgern (es nahmen 3000 Firmen an der Konferenz der UNO teil) – ergeben.
Doch diese Entlarvung halte ich für etwas Gutes. Eine gute Nachricht!
Kein Anlass also zur immer gleichen Wiederholung des schon immer Gewussten!
Kein Anlass, sich wieder einmal Recht zu geben.
Jede Ernüchterung bietet die Chance zu fragen: „Ja, welche Themen dann haben das Potential zu echten Lösungen?“
Und jede solche ernsthaft gestellte Frage bietet die Chance, taugliche Antworten zu finden.
Es gilt nämlich grundsätzlich:
Echte Lösungen sind nur dort möglich, wo sich Menschen an ihrer Basis bewegen bzw bewegt werden.
Nur dort wird neues Handeln nachhaltig.
Nur dort wirkt das Engagement durch und durch.
Und das ist es, was es für eine echte Lösung braucht. Sonst scheitert sie schon am ersten echten Widerstand.
Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Samstag. Unser Roger wird ja vielleicht auch seinen Teil dazu beitragen.
PS: Wer das jetzt liest und denkt: „Schwatzen und sich besserwisserisch ausbreiten kann fast jeder – was hat er denn selbst und konkret beizutragen“, der oder die soll sich mal auf dieser Website umsehen.