Eidgenössische Wahlen – Nachlese2: Das Erfolgsrezept der SVP
Hier möchte ich eine Thematik anführen, die bei der Bewertung von Ereignissen, wie jenes in Bern oder bei der Aufdeckung von Blochers Machenschaften (GPK) kaum je zur Sprache kommt, aber meines Erachtens der Hauptgrund dafür ist, dass die SVP von allen diesen Ereignissen profitierte.
Natürlich hat die SVP mit ihrem aggressiven, marktschreierischen Getue, die durchs Band kommunikativ schwächlichen, ja blutleeren anderen Parteien übertönt und ausgestochen.
Doch der simple, ja primitive Trick, der am meisten zieht, ist stets der:
Der SVP ist es gelungen, sich bei allen Vorfällen als Opfer darzustellen!
Das war bauernschlau (die SVP hiess ja ehedem BGB, ‚Bauern-Gewerbe-und-Bürger-Partei‘). Denn:
Im Volk fühlen sich mindestens 90% offen oder versteckt als Opfer.
Wer es also versteht, sich als Opfer darzustellen, dem ist die Solidarität der Massen sicher!
In diesem Fall allerdings nur der ziemlich dummen Massen – sorry! Denn, wenn der Bock sich auf so primitive und durchsichtige Weise zum Gärtner macht, ziehen nur die Dummen mit. Aber, die hat die SVP definitiv auf ihre Seite gezogen. Und wenn es jemandem Wurst ist, wer sie wählt, wenn er/sie sie nur wählt, dann ist das die populistische Rechte. Abgesehen davon, dass ohnehin der intellektuell beschränkte Teil der Bevölkerung leichter manipulierbar ist und daher traditionell die Massenbasis der Rechten bildet, die sich auf das Metier Manipulation versteht, wie keine andere politische Kraft.
Eigentlich ist die Opferstrategie die Domäne der Linken (ein kollossales Ärgernis!).
Und die Verhältnisse im Kapitalismus geben ihr leider immer wieder guten Anlass dazu. Doch diesmal hat die SVP – wie das ihre Art ist: entgegen den Fakten (denn: was kümmern die Fakten, wenn Lüge, Betrug und Manipulation das tägliche Brot sind?) – es verstanden, diese Strategie zu reiten. Und alle andern, inklusive die Medien, haben es ihr denkbar einfach gemacht.
Zusammengefasst: Wem es gelingt, sich als Opfer darzustellen, der hat die Mehrheit der Bevölkerung auf seiner Seite. Der SVP ist das, im Widerspruch zu allen Fakten, gelungen. Und sie hat damit im Endspurt vor den Wahlen ihren Vorsprung entscheidend vergrössert.
Dieses Phänomen der Opferhaltung wirft auch einen etwas riskanten Blick auf die Länder, in denen Despoten herrschen (so weit ist die Schweiz ja noch nicht; aber der Blochergang ist das fast schon zuzutrauen!). Riskant ist der Blick, weil wir uns gewohnt sind, in jenen Ländern nur die bösen Herrschenden und deren Schergen kritisch zu betrachten und die Not leidende Bevölkerung ausschliesslich als arme Opfer gesehen wird. Aber, machen wir mal etwas Unschweizerisches und riskieren wir etwas.
- Mir ist bei vielen meiner Besuche in solchen Ländern – auch wenn sich die Situation unterdessen befriedet hatte – und bei der Lektüre schriftlicher Erzeugnisse sowie zahlreichen mündlichen Aussagen von Menschen aus solchen Ländern (allerdings mit löblichen Ausnahmen!) aufgefallen, dass neben der Tatsache, dass dort unzählige Menschen zu Opfern der herrschenden Willkür wurden, parallel verbreitet eine Haltung auftritt, die ich Opferhaltung nenne.
Ich denke, auch sämtliche Sozialdienste – ganz besonders jene, die sich mit VertreterInnen aus solchen Ländern befassen – können tausend Lieder davon singen (das gehört ja zu den Widerwärtigkeiten der traditionell schwachbrüstigen sozialdemokratischen Politik: die blinde Solidarisierung mit den ‚Opfern‘ – sie verführt sogar einigermassen lebensintelligente Menschen ab und zu dazu, der Rechten Recht zu geben!).
Hier muss ich erwähnen, dass Opfer sein und Opferhaltung zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind.
Opfer zu werden führt keineswegs automatisch zu einer Opferhaltung. Die Opferhaltung lähmt nämlich und macht passiv – das heisst: sie schwächt. Und das ist wohl die dümmste Haltung, die ein Opfer einnehmen kann. Die Opferhaltung steht also vernunftmässig in Opposition zum Opfersein.
Opferhaltung heisst: „Statt, dass ich mich wenn möglich räche oder den Anspruch auf Wiedergutmachung an die Täter stelle – aber so oder so dann weitergehe -, verharre ich passiv in der Schwäche und bestehe stattdessen bis auf weiteres auf dem Anspruch, dass mir irgendwann durch irgendjemanden Satisfaktion widerfahre.“
Ja, die Opferhaltung nehmen häufig Menschen ein, die gar nicht Opfer wurden!
Die Opferhaltung wird aufrecht erhalten, auch wenn Satisfaktion erteilt wurde (oder erschwindelt wurde) – denn sie ist gar zu bequem! Und, wer eignet sich als Opfer der Opferhaltung besser, als staatliche Sozialdienste, wo stets Helfertypen, die sich selbst mit der Opferhaltung identifizieren, das Sagen haben (s.o. Sozialdemokraten)!?
- Wir haben zudem die Angewohnheit, die Helfer der Despoten wie Roboter zu sehen, wie Menschen, die genuin böse sind und irgendwie aus dem Universum zu den Herrschern gestossen sind. Tatsache ist nun aber, dass Despoten in ihren eigenen Ländern keine Mühe haben, Schergen, Schlächter und Folterer, oder schlichte Profiteure, oder auch nur kopfnickende Mitläufer zu finden. Und die, meine lieben Leserinnen und Leser, wurde alle von Müttern jener Gesellschaften geboren und von Eltern jener Gesellschaften aufgezogen – oder wie auch immer man das nennen will! Die meisten dieser widerwärtigen Unterstützer von Despoten sind Kinder jener Gesellschaften.
So scheint mir denn, passt auch in despotisch regierten Staaten das Volk in manchem zu dessen Regierung. Die Despoten zu stürzen ist zweifellos ein nötiges Unterfangen (hätte sich die Amerikanische Regierung bloss darauf beschränkt! Aber nein, es ging diesen amerikanischen Manipulatoren überhaupt nicht um Hussein; dem hätten sie noch so gern die Schuhe geleckt, wäre er so willfährig wie zB Musharaff gewesen; es ging ihnen allein um die Macht über das Öl!).
Aber, wenn die Despoten weg sind, hat sich an der Verfassung einer Gesellschaft noch gar nichts verändert. Regelmässig folgt dem einen Despoten der nächste. Welches Beispiel würde dafür beredter sprechen, als die Russische Revolution 1917?
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Bernhard Braendli-Dietwyler » Geschichte Live - Genau so entstand einmal eine Nazipartei am 13. April 2008 um 22:44 Uhr