Die Sporen geben
Etwas bleibt noch zu ergänzen bei der Frage: Welche Wahl wir haben.
Der grenzenlose Jubel bei der Wahl des bevorzugten Exponenten dokumentiert insbesondere auch das:
Der (oder auch mal die) wird es für mich machen.
Und ich, ich brauche nichts zu tun. Schliesslich habe ich ihn gewählt; und mit ihm ein Versprechen – im Fall von Obama sogar eine Vision, einen Traum.
Und dies ist die andere Seite des Szenarios des Scheiterns. Erstens wird, wie im vorigen Artikel geschildert, der Gewählte gar nichts machen, ausser – wie habe ich das beschrieben? – eine neue Athmopshäre des Regierens schaffen und eine etwas lebensfreundlichere (bzw bei entgegengesetztem Wahlausgang etwas lebensfeindlichere) Politik betreiben. Zweitens ist das Mass der Begeisterung ein sicheres Anzeichen für eine Projektion. Und die wiederum bedeutet: Ich gehe von mir weg und hoffe auf jemand anderen.
Persönlich kenne ich das aus meiner Arbeit im ICH-Bereich aus dem ‚FF‘. Ich verstehe es, mit meinen Visionen Begeisterung zu wecken. Und, ausser ein paar glücklichen Ausnahmen, gehen die Betreffenden selbstverständlich davon aus, dass ich das nun auf magische Weise – eine eben die dem Kaliber der Vision entspricht (die aber bedeutet Zukunft, nicht Gegenwart!) – für die Betreffenden richten werde. Folgt der ersten Botschaft dann die (bei mir zumindest) logische Zweite: Ich stehe dir zur Seite mit meinem Know-HOW, doch du bist die Person, die es macht, stosse ich regelmässig auf soliden, unbezwingbaren Gotthardgranit. Auch dies ist, wie eben für die Politik geschildert, ein Szenario des Scheiterns, das so zuverlässig eintritt, wie das gute alte Amen in der Kirche.
Tatsache ist: Wenn dieser kleine angenehme Umschwung – sagen wir mal in Washington (oder in Buthan?) – tatsächlich eine Wirkung haben sollte, die auch nur entfernt unserem emotionalen Aufwand gerecht wird, dann darf diesem Signal nur eine Losung folgen:
Jede und jeder muss sich selbst die Sporen geben.
Wenn wir etwas aus der Geschichte lernen sollten, dann dies: Alter Wein in neue Schläuche – dies die endlosen Versuche in der Menschheitsgeschichte (Gründe siehe oben; Stw ‚Hoffnung‘ oder ‚wenn ich nur bei mir selbst nichts tun muss‘).
Jedoch: Nachhaltige Veränderung kommt nicht von aussen, vom System, sondern von uns selbst. Jede und jeder ist aufgefordert, die Veränderung zuerst bei sich selbst auszulösen. Und zu beweisen. Und auch hier gilt: von innen nach aussen, nicht umgekehrt.
Dies halte ich für eine Kernbotschaft.