Sexgeschichten – Pädophiles und anderes
Nun gebe ich halt doch noch meinen Senf zur internationalen Pädophilen-Sexaffäre. Ich hatte mir zuerst gesagt, die SexualwissenschaftlerInnen, OpferhilfevertreterInnen, Psychoanalytiker, VertreterInnen von Kinder- und Jugendschutz und so weiter bringen das insgesamt schon zusammen. Dem ist aber nicht so. Zwar war da manch Aufgeklärtes zu lesen, dem ich nur zustimmen kann. Jedoch habe ich, wie bis anhin stets, kein einziges Wort über den wahren Hintergrund der ganzen Sexgeschichten gelesen – oder sollte ich sagen: der Antisexgeschichten?
Die ganzen Schwierigkeiten im Umgang mit der Sexualität – sei es nun von Tätern, von Opfern oder von Verfolgern – fussen in seltener Eintracht auf der negativen Bewertung der Sexualität. Die erst noch tabuisiert wird, mithin verschwiegen.
Was ist Sexualität?
Sexualität ist ein furchtbar kompliziertes Tun im Hinblick auf die Fortpflanzung, das aus diesem Grund – und nur aus diesem Grund! – lustvoll angelegt ist.
Kompliziert ist es aus Gründen der Selektion. Nur wer es schafft, einen passenden Partner zu kriegen und dann diesen Akt zu zweit durchzuführen, hat es biologisch gesehen verdient, Nachkommen zu zeugen. Sonst würden wir kaum diese teilweise halbakrobatischen, zumindest nicht naheliegenden Kunststücke vollführen.
Würde die Sexualität gesellschaftlich als das geschätzt, was sie ist, so wäre das der Anfang des Verschwindens der Art Probleme, die wir mit diesem Tun schaffen. Und dies notabene ungebrochen seit Jahrhunderten!
Wenn wir von Traumatisierung der missbrauchten Minderjährigen sprechen, sollten wir unbedingt und stets zugleich erwähnen,
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dass die von uns so selbstverständlich vorausgesetzten lebenslangen furchtbaren Schädigungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen – noch bevor wir prüfen, wie tiefgreifend diese tatsächlich sind! – vielleicht weniger auf der Tat selbst beruhen, sondern auf einer gehemmten, da grundlegend sexualfeindlichen Entwicklung von Tätern und Opfern, die durch die Tat bloss entblösst wird.
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Oder umgekehrt: Ein Opfer – egal welchen Alters –, das weder die Sexualität, noch sich selber generell entwertet, ist gegenüber erzwungener Sexualität psychisch einigermassen resistent. Ganz bestimmt würde so jemand keinem Täter erlauben, derart massiv aufs ganze folgende Leben Einfluss zu nehmen.
So werden von allen Seiten – und seien sie noch so aufgeklärt – schliesslich die alten gesellschaftlichen (und persönlichen!) Vorurteile bemüht. Das Tabu unserer grundsätzlich problematisierenden Haltung gegenüber Sexualität, die erst zu solchen Taten führt und dann folgerichtig die Traumatisierung bewirkt, bleibt bestehen. Freud zB hat sich zwar redlich bemüht, blieb jedoch in der Mystifizierung der Sexualität gefangen. Deshalb können auch AnalytikerInnen mit ihrem Beitrag nicht wirklich überzeugen, was eine Fachfrau für Sexualfragen mit ihrer Antwort auf einen solchen ihrerseits ganz überzeugend darlegte (Tagesanzeiger vom Freitag, 26.3.). Ist das vielleicht ähnlich, wie bei den Priestern und der Frauenfrage?
Statt nun auch hier in Europa den wie leider fast stets grauenvollen, da konsequent lebensuntüchtigen, ja lebensfeindlichen amerikanischen Weg zu gehen (gerade wurde ein 5-jähriges Mädchen gesetzlich bestraft, weil sie einen gleichaltrigen Jungen tröstend umarmt hatte!), was heisst blind zu verhindern, zu verhindern, zu verhindern …,
… geht es darum, die Sexualität zu entproblematisieren, die Kinder in ihrer natürlichen Entwicklung zu stärken – und in ihrem Selbstwert, der unbeugsam werden muss!
Bedenken wir, dass die Kinder dereinst erwachsen werden. Sie entscheiden darüber, wie viele sexuelle Übergriffe es in Zukunft geben wird! Es gibt keine Sofortlösung. Das sollte uns aber nicht daran hindern, jetzt an einer echten Lösung gerade in diesem während Jahrhunderten gebeutelten Bereich (um den es zB in den USA schlimmer steht, denn je) zu arbeiten.
Natürlich ist es richtig, gleichzeitig, das heisst jetzt die Kinder zu schützen. ZB indem wir Institutionen wie die Kirche, die kein einziges klitzkleines Problem lösen, sondern nur solche schaffen – und wie! –, am besten gleich abschaffen.
Meine Erachtens sind echte Transparenz und Kommunikation die besten Mittel zum kurzfristigen Schutz. Auch der Zwang zu solcher.
Dazu wird die Kirche, als Hauptverantwortliche für die Sexmisere – nicht nur heute bei diesen paar Fällen, sondern seit Jahrhunderten und grundlegend! –, niemals in der Lage sein.
Gerade Transparenz und Kommunikation aber werden in Sachen Sexualität aus den beschriebenen Gründen unterdrückt. Die aktuelle Medienkampagne schafft nur scheinbare Transparenz, da es nur um Sensation und das Halali auf böse Menschen geht, an dem wir uns doch alle gern beteiligen … und so im Endeffekt bloss die eigenen Vorurteile stärken!
Die aktuelle Kampagne und die geforderten Massnahmen tabuisieren den wahren Grund des Übels weiterhin konsequent.
Denn, das … das würde Bewegung bedeuten, Konsequenzen fordern, die wir nicht an irgendwelche Institutionen delegieren können, sondern nur selber tragen können.
„Oder umgekehrt: Ein Opfer – egal welchen Alters –, das weder die Sexualität, noch sich ganz allgemein entwertet, ist gegenüber erzwungener Sexualität psychisch einigermassen resistent. Ganz bestimmt würde so jemand keinem Täter erlauben, derart massiv aufs eigene Leben Einfluss zu nehmen.“
Hast du das mal mit Elsbeth besprochen? Vergewaltigung ist nicht ein Akt der Sexualität, sondern der Machtausübung und zwar TOTAL und absolut intrusiv. Des weiteren, über psychische Resistenz ist einfach zu urteilen im Schweizerischen Einfamilienhaus 😉
Manuela Condrau am 21. April 2010 um 21:43 UhrSo ein blödsinn.
2bd am 12. Januar 2012 um 10:36 Uhrund wenn schon. was würde das aändern?
[…] steht nach erneuter Prüfung mE alles drin, was dazu zu sagen ist. Comments […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler am 14. Juli 2012 um 13:02 Uhr