Revolution!
Starke Bewegung in Ägypten und Tunesien.
Und erfreulich ihre Tendenz, sich auszubreiten …
… während die FührerInnen der Demokratien sich – wie weiland beim Sturz von Mauer und Ostblock und dem sanften Einspuren Chinas – die Hände reiben und ihre Hilfe beim Übergang zur Demokratie anpreisen. Sie können wieder für einen Moment ruhig schlafen. Die von Ihnen verwalteten und von ihren Machtgelüsten missbrauchten, entsprechend bigotten Ausformungen von Demokratie können – wie weiland der Kapitalismus – als das gelobte Land gepriesen werden. Dabei geflissentlich übergehend, dass die Demokratie als Staatsform selber längst obsolet geworden ist. Denn das würde diese Leute ja selbst zur Bewegung … nein: zum Abhauen zwingen! Und gönnerhaft – unendlich überheblich! – versichern sie die grandios verunsicherten Länder ihrer weisen Unterweisung in Sachen Demokratie …
So erhält selbst die schönste Bewegung noch einen bitteren Beigeschmack … und wird die Aussicht auf die Zukunft zusätzlich verdunkelt.
Liebe Tunesier, liebe Ägypter und vor allem -innen, machte bitte euer eigenes Ding und lasst euch ja nicht von den alten, ausgemergelten Vasallen der «Demokratie» aus dem Westen oder woher auch immer beschwatzen. Und auch nicht von deren Geld knechten. Bitte nicht!
Trotzdem muss ich auch zum Kontrapunkt in der Bewegung selbst stehen.
Revolten, Revolutionen pflegen tiefe Kräfte in den Menschen zu befreien.
Das muss so auch sein, um gegen die verkalkten Führer, die sich an ihre Macht klammern – da sie sonst nichts rein gar nichts haben und sind! – zu bestehen und schliesslich zu siegen. Wobei: Es war wohl die Nähe zum moderaten Westen, die euch geholfen hat. Während es sich die fernen Länder wie China, Burma und wie sie alle heissen, leicht leisten können, tausende Rebellierende einfach abzumurksen, solange, bis die Bewegung schweigt. Dort müsste die Bewegung dann schon andere Dimensionen annehmen. Wie weiland in Russland, danach in Kuba oder … ja, wer sagts denn: in China!
Insofern hattet ihr es leicht. Gut so!
Diese tiefen, zum Teil geradezu primären – das heisst existenziellen – Kräfte vermögen es erst, den Boden zu pflügen, um neue Strukturen aufzunehmen. Ob diese dann tatsächlich gesät werden oder die Saat gar aufgeht, ja, das ist ein ganz anderes Kapitel.
Sobald nämlich die Revolte gesiegt hat und der primäre Wandel vollzogen ist, zirkuliert das heisse Adrenalin noch für eine Weile, vermischt sich nun endlich mit Endorphin. Dann kehren diese starken, emotional getragenen Kräfte wieder in die alte Haut zurück. Und Folgendes geschieht:
- Die Akteure der Revolte selbst werden wieder die, die sie schon vorher waren – im besseren Fall (wie zB in den Demokratien) im Rahmen verbesserter Strukturen, im schlechteren in einem Update der alten Strukturen (neues Personal mit ähnlicher Gesinnung ersetzt das alte).
- Die Führer, die bereits vorher als Opposition Teil des alten Systems waren, installieren sich an der Macht. Und mit sich die Wesenselemente des alten Systems.
- Selbst neue FührerInnen, die gleichsam aus der Bewegung gewachsen sind, kehren in ihre alte Haut zurück.
Konsequenz: Praktisch niemand ist da, der oder die wirklich reif wäre für die Umsetzung der legitimen und menschlich herbeigesehnten Forderungen. Zum Schluss bleibt unter dem Strich etwas neue Farbe (immerhin!) und ansonsten wenig.
Fazit: Politische Bewegungen allein, so nötig sie auch sein mögen, vermögen es nicht, die Neuerungen, welche menschliche Vernunft und Sehnsucht fordern, zu realisieren. Am Schluss bleibt im besten Fall ein schaler Abglanz der einst so stark leuchtenden Kraft der Revolution.
Siehe gesamte Weltgeschichte … ähm: Menschengeschichte!
Fazit zwei: Wer will echte Neuerungen? Wer will tatsächlich uneingeschränktes Wohlergehen?
Da musst du schon bei dir selbst beginnen. (Hat das nicht schon Gandhi gesagt?) Und das nicht zu knapp!
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