Helden, Abzocker und das Geld – Heiteres Rätselraten

von 2b am 5. Juni 2011

Nadal hat gegen Federer gewonnen. Ich weiss gar nicht, wie hoch das Preisgeld für den Sieger ist. Ist doch auch egal, nicht wahr? Aber eine Million ist das unterdessen mindestens. Eine Million und mehr zügelt der Sieger nach zwei Wochen Arbeit ab. Nicht schlecht (Wie wärs mit einer Abzockerinitiative gegen Sportler?). Doch, das kümmert niemanden.

Lösen wir doch das kleine Rätsel auf!

Warum lesen wir so selten über den Unterschied, wie die horrenden Bezüge von Sportlern und jene von Wirtschaftsgrössen (na ja …) bewertet werden?

Tatsache ist, dass die Millionen, die Manager erhalten, ganz zu schweigen von den Milliarden, die Besitzer und Investoren abzügeln, niemandem abgehen. Oder glaubst du im Ernst, wenn die weniger kriegten, würdest du mehr erhalten? Machst du Witze?

Okay, wenn es die Demokratie schon gäbe! Dann würde der erworbene Reichtum unter die ganze Gesellschaft verteilt. Das wäre ganz was anderes. Doch, da die Wirtschaft das ungefähre Gegenteil von Demokratie ist und da die Wirtschaftsführer den Lauf der Dinge bestimmen, gibt es keine Demokratie. Die ist ja bloss ein nettes politische Spiel.

Eines, wo sich entsprechend fast nur schwache, narzisstische Persönlichkeiten drum bewerben. Die Ausnahmen (wie in der Schweiz gerade die zwar auch keineswegs starke Persönlichkeit Sommaruga, jedoch sachbezogene Arbeiterin, die weder kreative Ansätze, noch die Konfrontation scheut) sind eher zu bedauern, den zu bewundern. Der Boulevardpresse (nicht nur!) liebstes Spiel ist es ja, sie (okay, nicht nur sie!) fertig zu machen. That’s part of the game. Und für schwache Köpfe ist das auch ganz okay. Sie kriegen sonst schon mehr, als sie verdienen.

Womit wir wieder beim Verdienen sind. Also nochmals: Weder die Honorare, die Wirtschaftler, noch die Preisgelder, die Sportler erhalten, tun de facto irgend jemandem weh. Niemand verliert, weil die viel erhalten. Niemand würde mehr erhalten, wenn die weniger erhielten. Punkt.

Was also, weiss der Geier, ist denn nun das tolle Geheimnis dahinter?

Dies:
(Und das konnte man bisher bei all den tausend Analysen nicht lesen – behaupte ich mal unumwunden)

  1. Worum es hier geht, ist nicht etwa die ehrwürdige Idee der gerechten Verteilung oder sonst so ein faktischer Blödsinn (weil es das noch gar nie gab – Trotzky hätte das bestimmt gern gehabt; aber der kriegte dafür einen Eispickel über den Schädel gezogen –> der neue Film ist bestimmt spannend!).
  2. Das Schlüsselwort, das uns zur Lösung des Geheimnisses führt heisst: NEID.
    Das einzige, was die Menschen bewegt, wenn sie ‚Abzocker‘ rufen, ist Neid (abgesehen davon, dass das tatsächlich Abzocker sind. Doch ausgerechnet das tut nichts zur Sache! Ein bisschen verrückt, nicht?
  3. So, und nun sind wir der Lösung schon ganz nah. Und doch braucht es jetzt eben den magischen kleinen Schritt . Na, eigentlich ist er bloss logisch; nur das tönt einfach zu profan. Worauf sind wir bei den Gewinnern im Sport neidisch? Ja! Auf deren Leistung! Und, was sehen wir? Ja, deren Leistung! Das Geld ist in Bezug auf diesen grossen Neid schlicht irrelevant.
    Das lässt sich eins zu eins auf die Stars der Unterhaltung, der Kunst, auf Schauspieler (jetzt sag‘ ich zur Abwechslung auch mal -innen) usw übertragen. Alle beeindrucken uns mit ihrer Leistung. Der Glamour, auf den wir zwar auch neidisch sind, steht in einer zwar absurden, jedoch in einer irgendwie sichtbaren Relation zu ihrer offensichtlichen Leistung. Das geht dann nicht so weit, dass wir denen das Geld missgönnten. Der Fokus bleibt bei der Leistung.
  4. Und was sehen wir von den Wirtschaftsführern? Nichts! Im Gegenteil, sie geben sich alle Mühe, möglichst viel zu verbergen. Was also wissen wir von denen? Ungefähr, welchen Job sie haben – aber die meisten von uns verstehen davon keinen Deut. Fast niemand kann deren Leistung einschätzen. Und das interessiert auch niemanden. Weshalb sollte es? Sie zeigen ja nichts.
    Was also wissen wir noch? Eben, wir wissen (neuerdings), was sie verdienen. Und das wirkt besonders stark, weil wir nicht wissen, wofür. Wir erfahren von einem Haufen Geld „der ihnen nachgeworfen wird.“ Und sind neidisch, dass die soviel Geld haben. Nichts kann der Unterstellung entgegenwirken, dass sie das für eigentlich nichts erhalten – was tatsächlich ab und zu stimmt; sogar für das Anrichten von Schaden erhalten sie Geld; was wiederum den Neid und den Vorbehalt nährt.

Bei Sportstars (u.ä.) sind wir also neidisch auf deren Leistung, bei Wirtschaftlern auf deren Geld.

So, das war eine kurze Beschreibung der

Magie des Absurden.

Absurd? Ja, in vieler Hinsicht. Zum Beispiel im Verhältnis von Leistung und Entlöhnung hüben wie drüben. Noch mehr im Verhältnis zwischen dem tatsächlichen Beitrag an das Gemeinwohl und dem Anteil am Gewinn.
Ganz besonders aber deshalb: Jede und jeder möchte das auch sein und haben, was er da gerade verurteilt. Erst die offensichtliche eigene Unfähigkeit, an einen solchen Platz zu gelangen, schafft bei den Betreffenden die Sicherheit, die es braucht, um dem Neid bzw dem Vorbehalt öffentlich Ausdruck zu geben.
Und genau hier vereinen sich die beiden Arten von Neid wieder; der Neid auf die Leistung und der Neid auf das Geld.

Es ist nicht der viel besungene Neid der Besitzlosen, sondern der Neid der Unfähigen!

(Wobei Letzteres keineswegs eine Entwertung darstellt. Wir alle sind in zahlreichen Bereichen unfähig!).

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