Wem die Politik dient – Der Kontrapunkt
Dieser Beitrag schliesst an jenen mit dem Originaltitel an: «Wem die Politik dient.»
Obwohl Politikerinnen und Politiker aller Schattierung unweigerlich in den oben geschilderten klassischen Sog geraten, sobald sie gewählt sind, besitzen sie unterschiedliche Eigenschaften und ebenso weitere Antriebe, bzw Absichten.
Auch dann, wenn es ab dato nur noch darum geht, im Konsens mit und gleichzeitig unter dem Zwang der eigenen Partei die einmal errungene Macht zu erhalten, sie möglichst auszubauen und auf keinen Fall zu verlieren, werden immer wieder Teile anderer Interessen, darunter auch taugliche Mindkonzepte an die Oberfläche geschwemmt und beeinflussen das Handeln.
Diese sekundären Regungen bedeuten die politische Chance. Sowohl für die Bevölkerung als auch auch für die jeweiligen Akteure auf dem politischen Parkett selber.
Jede Politikerin und jeder Politiker hat jederzeit die Chance, sich neu zu orientieren. Sich zu sagen: „Ab heute heisst mein politisches Credo: Ich diene mit meiner Politik kompromisslos[1] den Menschen
(auch wenn ich noch nicht weiss, wie das geht).“
Dabei wird er oder sie sich dazu bekennen, ab dato im Interesse der übergeordneten Sache die eigene politische Karriere zu wagen. Als gute(r), wertvolle(r) PolitikerIn wird sie oder er das allerdings klug angehen, um trotz kompromisslosem Handeln im Dienst der Menschen möglichst die politische Arbeit weiterführen zu können– angefochten, doch respektiert. Der Schweizer Ständerat, Dick Marty, der für den Europarat verschiedene Aufträge zur Aufdeckung von Folter durch etablierter Mächte, wie der USA, wahrnahm, scheint mir ein vorzügliches Beispiel dafür zu sein.
Diese Kehrtwendung von: „Die Sache dient mir,“ zu: „Ich diene der Sache,“ kollidiert mit den eigenen Regungen, die ursprünglich den Kampf um ein politisches Mandat befeuerten. Hier hat die oder der Betroffene die Wahl, entweder – wie der erwähnte – sich ein dickes Fell zuzulegen, plus eine gehörige Portion Sturheit, das heisst, ohne erheblichen persönlichen Gewinn zu bleiben. Oder parallel zur neuen Orientierung, sich beiläufig, jedoch ebenfalls kompromisslos diesen zwiespältigen Regungen zu öffnen und sich schliesslich daraus zu lösen. Dies dann mit enormem persönlichem Gewinn.
[1] Kompromisse sind der entscheidende Hebel, um sich gegenseitig der Machterhaltung zu versichern und gleichzeitig zu verhindern, dass echte Lösungen gefunden werden (die kaum kontrollierbar sind, also stets ein Risiko für die eigene Stellung bergen). Kompromisse sind gleichsam Anfang, Mitte und Ende allen (nicht nur) politischen Übels.