Fussball: Wachablösung bei den Trainern gefordert
Als grösste Tat von Ottmar Hitzfeld für den Schweizer Fussball werte ich seine schliessliche Bereitschaft, eine Mannschaft zusammenzustellen, die vornehmlich aus zT noch sehr junge Spielern besteht. Man kann allerdings zu Recht fragen: Was blieb ihm anderes übrig? Ganz besonders, nachdem die beiden früheren Protagonisten Frei und Streller – ich muss gestehen zu meiner Erleichterung – abgetreten sind. Zudem ist der Leistungsausweis der jungen Generation ganz ausserordentlich. Weltmeister zu berücksichtigen drängt sich auf.
Mit dieser Massnahme hat sich’s dann aber auch schon. Hitzfeld ist zweifellos ein netter, sympathischer Mensch. Doch scheint er mir zugleich eine enorm starre, enge Persönlichkeit, ohne Strahlkraft.
(Dies bestätigt auch seine (Nicht-)Reaktion auf meine Avance vor bereits vier Jahren, die in einen offenen Brief mündete; er ist, auch in Not, unfähig, sich zu bewegen).
Meines Erachtens ist die Epoche für diesen Trainertyp abgelaufen.
Die alten Papis mit ihrem starren Regime haben ausgedient.
Ausgerechnet und ganz besonders die Jungen mit ihrer jüngst gezeigten Nonchalance bedürfen keiner solchen Vaterfiguren mehr, die ihnen Halt geben. Da sind mittlerweile auch die einst braven, scheuen Schweizer keine Ausnahme mehr; zumal sie überwiegend ausländische Wurzeln haben.
Während der alte Trainertyp (abgesehen von einigen Ausnahmen) mit dem aktuellen Spielertypus auch bei hervorragendem Potenzial mittelmässige Mannschaften verbricht – Beispiel England und eben die Schweiz – geben vor allem auf Clubebene junge Trainer mit Engagement und Unbekümmertheit den guten Ton an. Herausragende Beispiele dafür finden wir vornehmlich in Deutschland, auch in der Schweiz und natürlich bei Barcelona. Aber auch der Trainer des gestrigen Gegners der Schweiz, Wales, steht für diese in jeder Hinsicht attraktive neue Generation, die mit den jungen Spielern auf du und du ist, ohne die Autorität gegenüber den arrivierten Stars vermissen zu lassen.
Nicht zuletzt dieser jungen Trainer, aber auch des Komödiantenstadels bei Servette, Xamax und allen voran Sion wegen, halte ich die gegenwärtige Saison im Schweizer Fussball für die mit Abstand interessanteste und kurzweiligste.
Dies, seit ich die Sache aus vergnüglicher Distanz beobachte; also etwa 40 Jahre. Selbst die «Chaoten», die in- und ausserhalb der Schweizer Stadien wüten, und merkwürdigerweise immer noch als Fans bezeichnet werden, tragen zum Unterhaltungswert des Schweizer Fussballs bei. Da läuft etwas! Das haben selbst Ordnungskräfte der grandiosen Münchner Allianz-Arena, wo kürzlich der FCZ bei Bayern München zu Gast war, mir gegenüber, anlässlich eines kürzlichen Besuchs, respektvoll bekannt.
Nun soll der aktuelle Nationalcoach, der unglücklicherweise heilig gesprochen wurde, bevor er seinen Job angetreten hatte, bitte abtreten.
Ottmar, bleib in Engelberg! Da ists angenehm eng…
Dann wirds mit diesen quirligen Jungen auch auf nationaler Ebene so richtig spannend. Wenn auch die Chance, demnächst für Furore zu sorgen, nach dem gestrigen Auftritt für eine Weile vertan ist.
PS: Da gehört noch eine Fussnote zum Vorgänger von Hitzfeld – Köbi Kuhn – hin. Seine Leistung als Nationalcoach sei anerkannt. Für die damalige Gneneration von Fussballern war seine Persönlichkeit als ausgeprägter Schweizer Füdlibürger, wozu auch kapitale Engstirnigkeit gehört (das gehörte zweifellos auch zu den Auswahlkriterien der Swiss Football League bei Hitzfeld!), offenbar noch die passende Mischung. Als dienstfertiges Wahlkaninchen für Blocher hingegen erscheint dieser typisch Schweizerische Lack of Character – notdürftig ersetzt durch Starre und Engstirnigkeit – nur noch befremdlich. Wobei, was den Lack of Character als typischen schweizerischen Charakterzug angeht, ich mich selber keinesfalls ausnehme. Hingegen schon, was den Ersatz durch starre Enge betrifft.
(Siehe auch den danach erscheinenden Beitrag «Die wahren Schweizermacher»).
[…] ich schon beim Fussball bin: José Murinho, du bist ein Schwein! Wobei es mir sofort leid tut, dass ich die appetitlichen […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Killerfussball am 22. Oktober 2011 um 17:48 Uhr