„Jetzt langts dann!“ Wie Wanderer und Bergsteiger manchmal irregeleitet werden.
An dieser Stelle habe ich mich bereits zum Thema «krasse Fehler in Alpinführern» geäussert.
Vor kurzem habe ich in einem Forum der verdienstvollen Hikr-Website einen Diskurs dazu angeregt.
Da fand ich es angebracht, einen prominenten und von mir geschätzten Führerautor persönlich über einen solch krassen Fehler in einem seiner Führer zu informieren. Hier der Wortlaut meines Briefes an Marco Volken. Unter Kommentare dann die unmittelbare Fortsetzung der Story.
Lieber Marco Volken
Deine Beiträge zur Führerliteratur schätze ich ausserordentlich. Noch mehr deine Verdienste um die Entwicklung der Wanderskala oder neuer Trends, wie «Keep Wild». Du gehörst für mich zu den herausragenden Figuren des modernen, zumindest schweizerischen Alpinismus.
Früher als TL des SAC Uto und heute nebenberuflich als Ihn. eines Outdoorunternehmens (3x3outdoor.ch) und ebenso für Privattouren informiere ich mich gern in Führern, aber auch in Tourenbüchern (wie etwa «Zürcher Hausberge»).
Nun habe ich, nach einem gewissen Mass an Irritation über krasse Fehler in Führern, bei Hikr eine Diskurs dazu angeregt. Da eines der Beispiele aus einem deiner Führer stammt, möchte ich dich fairerweise persönlich darüber informieren.
Es handelt sich um den Alpinwanderführer «Zentralschweiz-Glarus-Alpstein» und darin um die Hochfinslertour.
Der, der sie beschrieb kann unmöglich da gewesen sein, oder …
„Nach steilem Zickzack“ folgt nämlich erst der Vorgipfel. Bei meiner ersten Begehung bin ich tatsächlich von da abgestiegen, was immerhin problemlos klappt und auch zum nächsten Ziel Guscha führt.
Bei meiner zweiten Begehung traute ich der Sache nicht mehr so ganz, und ich wollte ohnehin weitergehen. Wo eine Spur ist …
Dabei zeigte sich Folgendes: Die Spur ist erst weiter vorn wieder sichtbar. Grund: Etwa 10 Meter nach dem Vorgipfel folgt die klare Schlüsselstelle, eine nichtmarkierte senkrechte Wandstufe nach links, unschwierig, aber ausgesetzt. Und danach dann der noch ziemlich lange, recht ausgesetzte Grat zum Hauptgipfel, mit nochmals einer eindrücklichen Stelle – insgesamt deutlich anspruchsvoller als die Apöstel.
Auch das angegebene Zeitmanagement, das mit dem Vorgipfel perfekt übereinstimmt (1h 45′), geriete damit ziemlich aus den Fugen.
Mehr dazu in meinem thematisch bezogenen Tourenbericht (ich schreibe an einem Buch zum klugen Umgang mit der eigenen Energie im Gebirge).
Auf Wunsch stelle ich dir selbstverständlich auch den eigentlichen Tourenbericht, der dann in meinem Magazin erschien, zur Verfügung.
In meinem Blogbeitrag zum Thema Führerfehler, den ich dir seines nach frischem Ärger anderswo bissigen Tons nicht zumuten möchte, habe ich mir erlaubt, mich aus der Erfahrung zahlloser geleiteter Touren heraus, zum Thema «Wunschführer» zu äussern:
Statt, dass sich die Unentwegten im Gelände nach den im Führer angegebenen Orientierungspunkten umschauen müssen, sollte eine lebensintelligente Routenbeschreibung – man merkt, dass das mein Lebensthema ist? – so aussehen, dass ich im Gelände frischfröhlich dahinziehe und genau dann, wenn ich mir sage: „He, wo geht’s da weiter?“ ist im Führer der Anhaltspunkt beschrieben, der mich sicher weiterleitet.
Tatsächlich aber ist oft genau das Gegenteil der Fall: Nichtiges, bzw Offensichtliches wird ausführlich beschrieben, während die Knackpunkte mit nacktem Schweigen kommentiert werden.
Mit herzlichem Gruss
Bernhard Brändli
Sehr geehrter Herr Brändli
Merci für die Benachrichtigung.
Der Ton Ihrer Äusserungen scheint mir sehr forsch und vorschnell. Natürlich können Fehler passieren, aber das heisst noch lange nicht, dass Ihre Schlüsse stimmen müssen. Sie stimmen im konkreten Fall übrigens auch nicht. Wenn ich ihren verlinkten Blog-Beitrag richtig verstehe, dann bin ich für Sie entweder ein Abschreiber, der „Scheisse“ produziert, oder ein Angsthase, der sich „narzisstisch“ verhält. Das mag Ihre Meinung sein, sagt aber vor allem viel über Ihr Selbstbewusstsein aus. Und dann wollen Sie mich „fairerweise persönlich darüber informieren“ – zweieinhalb Jahre, nachdem Sie Ihre Tirade ins Netz gestellt haben. So viel Fairness beeindruckt!
Gruss
Marco Volken
P.S.: Dass Lebensintelligenz und der „kluge Umgang mit der eigenen Energie“ Ihre Themen sein soll, merkt man Ihren hikr-Einträgen übrigens nicht wirklich an.
Marco am 8. Februar 2012 um 15:46 Uhrherr volken – dann halt per Sie – zuerst einmal danke, dass sie sich prompt informiert haben und reagieren. das spricht zusätzlich für sie.
da ist dieses tatsächlich unangebrachte und ehrenrührige wort „schreiberlinge“, für das ich mich in aller form entschuldige (im originalbeitrag ist das korrigiert). ich war an jenem tag im simmental wirklich wütend (s.u.).
darüber hinaus aber haben sie meine grosse wertschätzung für sie vollkommen ignoriert und sich auf das betupft sein reduziert. ist doch schade. auch meinen vorschlag bezüglich wunschführer ignorieren sie, der doch am besten wissen müsste, wie oft das andersrum ist (mW nicht bei ihnen). womit wir tatsächlich bei der lebensintelligenz sind, die – auch das müssten sie erfahren haben – tatsächlich weniger verbreitet ist, als wir gern behaupten und glauben. und zudem abnimmt, statt zu; auch das entgegen unserer selbsteinschätzung. doch ist das für mich kein grund, menschen deswegen zu entwerten. es ist einfach so.
zum zweiten habe ich deutlich gemacht, dass ich den kritischen artikel in momentaner – und ich meine verständlicher Aufwallung – geschrieben habe (deshalb wollte ich sie damit auch verschonen). anlass war die schlichte verkehrung von zwei routen (an der mittagflue im simmental), was zu einem glimpflichen, aber unangenehmen unfall führte, auf den wir stiessen). dass meine „Tirade“ erst jetzt in dieses forum verschoben wurde, hat mehr mit der hikr administration zu tun, als mit mir. als anlass für eine interessante auseinandersetzung zum thema diente der beitrag allemal. ich habe dort zudem dafür gesorgt, dass sie ins rechte licht gerückt werden.
zum dritten, wenn sie tatsächlich alle touren in ihren führern höchstpersönlich gemacht haben, müssten sie mir schon näher erläutern, wie es zu dieser merkwürdigen beschreibung am hochfinsler kam. zu sagen, es stimmt nicht, reicht gewiss nicht. wir können uns die sache gern gemeinsam anschauen. meinen eigenen tourenbericht dazu haben sie offenbar ignoriert. den versprochenen zweiten, mit mehr angaben zu zeiten etc. lege ich als pdf bei.
zum vierten. wie in aller welt kommen sie auf die nun tatsächlich ehrenrührige aussage, man merke von klugem energiemanagement in meinen beiträgen nichts? waren das einfach rachegelüste? wieviele und welche beiträge haben sie denn gelesen (die auf hikr stammen von meinen Partnern).
übrigens beinhaltet das manuskript des buches bewusst selbstkritische schilderungen, die am eigenen beispiel aufzeigen, wie anspruchsvoll dieser kluge umgang mit der eigenen energie manchmal ist. ich behaupte nicht, über dem wasser zu schweben. doch die disziplin lohnt sich. die wirkung ist hervorragend, für alle formen des alpinismus (siehe hochfinsler oder noch stärker hier: http://www.2bd-blog.ch/2011/07/08/%C2%ABbrot-kase-huttentee%C2%BB-%E2%80%93-und-was-sonst-noch/).
nun wünsche ich mir, dass sich die emotionen beruhigen, ich etwas zur klärung beitragen konnte und der Kontakt sich zum freundlichen wendet.
2bd am 8. Februar 2012 um 15:50 Uhrmit ebensolchen grüssen
bernhard brändli
zwei erwachsene männer im schnee…
besserwisser am 14. Februar 2012 um 12:48 Uhr