AB-PP mit Kindern – es geht weiter
da mein eigener atem selbst noch nicht ganz frei ist, dünkt es mich angemessen, dass ich meinem wirken noch nicht vollständig traue. dazu kommt, dass AB-PP vorerst für erwachsene entwickelt wurde. die arbeit mit den kindern ist also ein forschungsfeld, das ich durch simples ‚trial and error‘-verfahren erkunde. im zuge von ‚tue weiter, was du eh schon tust und mache nebenbei AB‘, hat sich meine berufliche tätigkeit nach und nach verändert. ich fördere als psychomotoriktherapeutin bei den kindern das, wovon ich selber erfahre, dass es mich zu mir, zur entspannung und schliesslich zum ‚normalen‘ führt.
im unterschied zu erwachsenen sind die kinder grundsätzlich noch näher bei der natur. ihre lebensfeindlichen muster konnten sich noch nicht über so lange zeit in ihre struktur einkerben. dies macht es einerseits einfacher, ich beobachte, dass sie schneller fähig sind, den NormalAtem zu lernen. andererseits sind sie von ihrem lebensfeindlichen umfeld noch vollkommen abhängig. diese tatsache gilt es für mich zu berücksichtigen und benötigt eine behutsame und sorgsame begleitung ihrer bezugspersonen, um diese ‚ins boot zu holen‘. bisher ist es mir ausnahmslos gelungen, zumindest die mentale unterstützung einzufordern: niemand stellt sich grundsätzlich gegen eine beruhigung, gegen eine entspannung, gegen das LEBEN.
kommt dazu, dass die beziehung in der arbeit mit kindern zentral ist. sie spüren, dass ich dem LEBEN mittlerweile viel näher bin, als manche ihrer bezugspersonen. sie lieben mich vorbehaltlos und folgen mir und meinen anweisungen deshalb in der regel gerne.
eine nicht zu unterschätzende schwierigkeit in dieser arbeit bildet die tatsache, dass bereits kinder im kindergartenalter ‚ausser sich geraten‘ durch das ständige ‚in aktion sein‘. simple liegepausen tagsüber sind an den heutigen schulen nach wie vor ein fremdwort, ganz abgesehen von den – ich sage mal ‚unmenschlichen‘ – anforderungen welche durch das heutige schulsystem bereits an 4-jährige gestellt werden.
die widerstände der kinder gegenüber dem NormalAtem sind demzufolge gleich gross, wie jene der erwachsenen. sie sind genauso erfinderisch wie wir, wenn es ums ausweichen geht. trotzdem bekomme ich regelmässig rückmeldungen, die mich darin bestärken, „ab-pp mit kindern“ weiterzuführen. beispiele:
im rahmen der mitarbeiterbeurteilung wurde ich in den letzten zwei wochen von meinen vorgesetzten in mehreren therapiestunden besucht.
einmal hatten die kinder den auftrag, dem schulleiter (sl) zu erklären, wie der NormalAtem geht. als erstes fragten sie ihn: „wussten sie, herr s, dass niemand richtig atmen kann, auch die erwachsenen nicht?“ – dann stolz: „WIR lernen es hier!“
in einer anderen stunde berichteten die kinder nach der AB, wie sie sich nun fühlten. die schulpflegerin (sp) fand „oh, ich habe beim zuschauen (sitzend) mitgeatmet und jetzt, wo ich höre, was das alles bei euch auslöst, bekomme ich erst recht lust, dies zuhause weiterzuführen“.
in einer stunde mit einem behinderten kind, welches häufig durch spastische stereotypien motorisch blockiert ist (in den anderen settings – logopädie, kindergarten, zuhause – werden diese unterbunden), lasse ich die störungen bewusst gewähren und atme gleichzeitig intensiv mit ihr. obwohl ihre aufnahmekapazität sehr beschränkt ist, macht sie dabei engagiert mit. die spastik löst sich dadurch und sie beginnt lebhaft zu plappern. als die sp zu besuch war und miterlebte, wie das kind sich immer mehr öffnete, sagte sie begeistert: „ich habe dieses mädchen noch nirgends so lebendig erlebt, wie hier“.
eine lustige, kleine episode: bei der eröffnung des lehrer-konvents wurde der sl von ein paar lehrpersonen wegen eines themas bedrängt, bis er halb im witz halb verzweifelt ausrief: „ihr seid viel zu schnell!“ dann schaute er mich an und sagte: „geht mal zu ursula atmen, dann kommt ihr wieder auf den boden!“
beim elterngespräch eines kindergärtlers, welcher etwa 4 lektionen bei mir war, ging es darum zu klären, ob wir mit der arbeit weiterfahren oder aufhören. die eltern berichteten begeistert, dass nicht nur sie und die kindergärtnerin, sondern auch die nachbarin nun beobachten, dass er wesentliche fortschritte gemacht habe und zb neu nicht mehr davonrennt, wenn er konfrontiert wird.
die bezugspersonen jenes schülers, mit dem ich seit gut einem jahr AtemBombe praktiziere, berichteten beim letzten gespräch: „wir wissen nicht weshalb, doch der junge ist in vieler hinsicht und ganz von sich aus aktiver und selbständiger geworden“.
all diese erfahrungen, plus die äusserung der sp: «eigentlich sollte man dies mit allen kindern tun», lassen in mir die vorstellung wachsen, ein grösseres projekt für schulen zu starten, unter dem titel ‘zurück zum NORMALEN’; inkl einführung von liegepausen, AB-PP für lehrpersonen, AB-PP für kinder, förderung der echten dialogfähigkeit.
weitere ideen, ergänzungen?
Siehe auch den gleichsam einleitenden Beitrag dazu.
als primarlehrperson habe ich kinder zu unterrichten. kinder, welche mir bereits als erstklässler vermeidungsmuster präsentieren, in der bewältigung ihres alltags überfordert sind. in elterngesprächen findet sich die überforderung wieder. ich fordere die kinder heraus, sich mit lerninhalten auseinanderzusetzen, genau da, wo sie jetzt sind, genau so, wie sie es jetzt können. regelmässig umarmen wir uns, sind überrascht, ob den erfolgen. kinder aus verschiedenen kulturen lernen gemeinsam das menschliche, das, was uns alle verbindet: die enorme lernfähigkeit.
jacqueline am 24. März 2019 um 19:19 Uhrauch auf eltern und das schulsystem wirkt sich meine diesbezügliche sicherheit aus: irgendwelche massnahmen werden obsolet. eltern und lehrpersonen sind bei sich, das genügt. die kinder folgen und lernen ruhig und ganz natürlich. mehr braucht es nicht.
jacqueline am 24. März 2019 um 19:41 Uhrnb: meine schulleitung teilte mir anlässlich der mitarbeiterbeurteilung mit, dass sie nie eine bessere geschrieben hätte.
jacqueline am 24. März 2019 um 19:49 Uhrnb 2: ich leite an unserer schule die thematik unterricht gestalten. in der auseinandersetzung mit meinen berufskollegInnen/weiterbildnerInnen/schulevaluatorInnen entstehen nun gute, weiterführende dialoge.
jacqueline am 24. März 2019 um 20:35 Uhr