Nachruf nach George Carlin
Es gibt sie also doch: die lebensintelligenten AmerikanerInnen. Das wussten wir natürlich schon lange. Aber George Carlin zeigt uns auf, was einem lebensintelligenten Menschen, der es, wie kaum ein Zweiter verstand, einfach alle Tabus korrekt zu durchleuchten und mit sehr seriösem Witz anzuprangern, zu tun bleibt: Er war als wahrhaft seltenes Exemplar vom Schicksal geradezu dazu verdammt, sein Leben und seine lebensintelligenten Einsichten fortan der Anprangerung der Lebensdummheit der krassen Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung zu widmen. (Für DemokratienovizInnen: In einer Demokratie erkennen wir die Mehrheit in dem, was die Bevölkerung im Land wählt und installiert – zB also die geltenden gesellschaftlichen Regeln und Gesetze). G. C. war überhaupt nicht witzig; er war vielmehr schlicht schonungslos offen, direkt und brachial – und stets sehr, sehr ernsthaft bei seinen Schilderungen. Er war gnadenlos und liess kein pikantes Detail aus. Seine Shows bestanden aus lauter tiefen Fettnäpfen. Keines der Themen zeigt das wohl so eindrücklich wie „Bullshit Religion“. Der Witz und das dröhnende Gelächter bei Carlins Shows enstanden aus der Sache selbst.
Die Sache ist es, die dermassen lachhaft ist.
Und die Sache: Das sind praktische alle Bereiche, wo wir Menschen uns breitmachen. Carlin benötigte gar keine Witze, Gags und dergleichen. Es ist unsere unsägliche Lebensdummheit, die in Tausenden Regeln, Verordnungen und Gesetzen gefriert, die G.C. zum Star machte – und natürlich seine meisterhafte Kommunikation. Nun bist du G.C. Vergangenheit. Doch dank Youtube leben deine gnadenlosen, unverschämten Analysen der amerikanischen Wirklichkeit – und und welcher menschlichen nicht? – weiter und können hunderten von Millionen ohne viel Aufwand den Spiegel vorhalten.
Danke, das du eine Weile für uns da warst, guter Freund im Geist – RIP.
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2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Das Beste zu Religion am 27. Oktober 2008 um 15:51 Uhr