Unser kluger Papst
Heut‘ ist Sonntag. Wenden wir uns unserem Papst zu.
Ich mag diesen Papst einfach. Die neusten Nachrichten aus dem Hause Vatikan – bzw. dessen Ableger in den Bistümern – zeigen einmal mehr, wie ungemein klug unser Papst ist. Nach einem gezielt harmlosen, fast schon liberalen Einstieg tönte Benedikt (mit «k» bitte!) bloss zweimal in der Öffentlichkeit an, wie er wirklich denkt. Der internationale Proteststurm zeigte jeweils, wie klug es war, die Fäden konsequent im Hintergrund zu spinnen und erst wenn das Regnum des neuen Papstes gefestigt ist, das wahre Gesicht publik zu machen.
Mittlerweile kann unser cleverer Papst gegen bloss moderaten Widerstand sukzessive alle ultrarechten Kirchenkreise – insbesondere die bereits exkommunizierten – wieder in sein Reich einfügen.
Klug, klug!
Unser kluger Papst – der ultimative Beitrag zur Klärung der Fronten!
(Nein, nicht der Frontisten!)
A propos «Reich». Wie gern erinnere ich mich doch an die Bilder des Besuches unseres klugen Papstes in Afrika: heim ins Reich!
Dort in Afrika funktioniert das noch mit dem «Lasset die Kindlein zu mir kommen». So schön schaute das aus, wie die buntgekleideten Negerlein unserem klugen Papst zuwinkten und sich um ihn scharten!
Ich konnte nicht anders, als mich wehmütig an meine eigene Kindheit zu erinnern, als, ebenfalls in der Fastenzeit, jeweils das Negerlein auf den Knien dankbar nickte, wenn wir Kinder ihm als Fastenopfer einen Zwanziger ins Kässeli unter seinen Knien steckten. Und gerade in den letzten Tagen habe ich tatsächlich auf dem Dachboden ein solches Original-Fastenopfersäckli entdeckt (gäll: violett, mit rotem Kreuz und Reichsapfel!), voll mit alten Schweizer Münzen, zT noch aus dem 19. Jahrhundert! In diesen Säckli konnten wir unsere Opfergaben in harter Währung schon mal sammeln, um sie dann am Schluss der Fastenzeit abzugeben. Das Münz habe ich weggeworfen. Aber das Säckli habe ich natürlich in den Safe gelegt!
PS: Leider ist mir zu spät in den Sinn gekommen, dass ich die Münzen, statt sie fortzuwerfen, wie weiland hätte in die Kirche tragen können, womit das Fastenopfersäckli nach bald vierzig Jahren doch noch seiner Bestimmung zugeführt worden wäre; ähnlich wie die Postkarten, die manchmal ja auch solange brauchen, bis sie endlich ihren Adressaten finden. Zu spät!
Aber, so wie kein Kind Gottes letztlich verloren ist, so wird wohl auch kein Geld wirklich verloren sein. Gute Nachrichten also auch in Bezug auf die verlorenen Billionen vom Finanzskandal: Sie sind bloss scheinbar verloren! Also, um unseren klugen Papst brauchen wir uns wirklich keine Sorgen zu machen.