Bodywork – Eine Stretta
Eindrücklich, wie das ganze System reagiert, wenn man den Körper regelmässig fordert – und nebenbei gründlich seine Langzeitreserven abbaut.
- Am Dienstag auf Wanderung über Grate, Grate, Grate … gut zehn Stunden Vollgas, mental konzentriert (an dieser Stelle wurde berichtet) – mit reichlich Ruhepunkten, wie es sich gebührt.
- Am Donnerstag mit dem Handmäher ein Ried gemäht. Faszinierend einzudringen und ob des übermannshohen Schilfs, das über mir zusammenfällt, jegliche Sicht zu verlieren. Aufpassen, dass der Mäher nicht zu tief einsinkt bzw. ihn wieder hinausmanövrieren. Viel Kondition und Gespür sind gefragt, und starke Arme und Schultern. Wunderbare Powerrests auf den Heumaden! Freund Viktor steht nach einem Powerrest in der Weite seiner Felder, strahlt in den Himmel, in die Landschaft, in die Natur. „So muss Arbeit sein!“ sagt der Boss höchstpersönlich.
- Am Sonntag dann, nach wieder einmal einem echten Biwak, aber auch zwangsläufig kurzem Schlaf, die Mürtschenstock-Überschreitung. Nicht ganz fertig gemacht (viel Nebel – Orientierung riskant). Deshalb länger. Morgens um fünf los, abends um sieben wieder beim Biwackplatz. Macht 14 Stunden Vollgas (diesmal mit totaler Konzentration!). Die eigentlichen Kletterzonen verpasst (schade!), aber der Rest ist mental bedeutend anspruchsvoller, da ganz ohne Sicherung. Die meiste Zeit verträgt es absolut keinen Fehltritt – 1400 Meter senkrechte Schutthalde, schmalste Bänder (Bänder, wo?), steilste Schuttrinnen (Steinschlag selbstverständlich). Alles T5+ und T6. Anhaltend, über Stunden. Faszinierend; doch die Sinnfrage ist nicht ganz unberechtigt …
Aber natürlich: unglaubliche Einblicke, Tiefblicke (die Ausblicke blieben uns verwehrt). Und Angenehme Partner (Totalverlass ist Bedingung – keiner möchte den andern bergen).
Nebenbei mitten im heiklen Gelände einen verwaisten Rucksack gefunden??
Gegen Schluss die Partner ins E-Management eingeführt – zwangsläufig (nachdem ich mich bis dahin mit privaten Mikropunkten und wenigen Timeouts beschied). Sie waren überrascht und dankbar.
(ausführliche Berichte der Begleiter zur Tour hier)
Tolles Gefühl: Die Fettreserven wieder einmal voll aufzubrauchen … und natürlich, mit knapp sechzig sich auf die anhaltende Form blind verlassen zu können.
Wie reagiert der Organismus?
Am Tag danach Fahrt ins Tessin – 2 Wochen Schreibklausur (vielmehr: Aufräumen, schreiben, Manus ordnen, schreiben, Bücher konzipieren (das Geldbuch ist bald soweit), …
Ich schau mir die Landschaft an und mit grösster Leichtigkeit singts in mir: „Dort gehen wir hin, da schauen wir, was sich dahinter verbirgt, …“ Dabei war ich doch schon oft hier. Letztes Jahr schaffte ich es kaum weg von meinen Texten.
Und Essen? Richtigen Hunger gibt’s nur ohne viel Reserven. Ein schönes Gefühl (wenn man ihn befriedigen kann). Essen ist nicht so wahnsinnig wichtig; aber wenn, dann wirklich gut; sonst kann ich ja leicht verzichten; das weiss ein Körper nach solchen Strapazen zuverlässig.
Tja, nur nicht wieder einschlafen lassen.
Menschen sind Tiere unterwegs
[…] von wandern erwartet, sowohl was die Länge als auch was den Anspruch angeht, nämlich die Mürtschenstock -Überschreitung,, ich wäre an diesem Tag wohl nicht so leichthin «ohni Znacht is Bett» […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Wandern auf luftigen Graten am 8. Februar 2012 um 14:19 Uhr