Endlich: Sex – Angst

von 2b am 19. November 2006

Noch vor kurzem hatte ich geschrieben: ‚Na gut, das ist ja einfach: Sex und Angst ist eigentlich das Gleiche. SexAngst also. Ein Wort hätte genügt…‘
und dann den entsprechenden Artikel binnen kurzem versprochen.
Das war vor genau vierzehn Tagen. Offenbar hatte ich so viel Angst vor dem Thema, dass ich mich fast nicht traute.
Aber jetzt, endlich…

Angst ist in der Sexualität allgegenwärtig. Angst vor Sex, Angst beim Sex, Angst wegen Sex…
Eine merkwürdige Situation. Aber so stark Allgemeingut geworden, dass Sex ohne Angst für die meisten gar nicht vorstellbar ist, bzw noch schlimmer: Die Angst im Zusammenhang mit Sex gar nicht wahrgenommen wird und in der Folge dieses kümmerliche Ding für Sex wie er ist gehalten wird. Ersteres vor allem von Frauen, letzteres vornehmlich von Männern.

SexAngst ist eng verbunden mit der allgegenwärtigen Entwertung von Sexualität. „Unsere abgrundtiefe Entwertung der Sexualität“, wie ich sie in meinem ersten Artikel zum Thema beschrieben habe, verdirbt uns nicht bloss einen erheblichen Teil des Spasses damit; sie färbt auch jeden Umgang damit tendenziell mit düsteren Farben ein. Dazu gehört natürlich manch gesellschaftliches Verhalten, aber auch die gesellschaftlichen Sex-Regeln und die Rechtssprechung.

Die Entwertung der Sexualität wird gleichsam – oder auch mal wörtlich – mit der Muttermilch eingesogen. So dass deren gänzliche Befreiung entsprechend anspruchsvoll, wenn nicht gar unmöglich erscheint. Und die Entwertung hat zwingend mannigfaltige Angst im Zusammenhang mit Sex zur Folge.
Die Folgen des ganzen Schlammassels, das wir mit Sexualität anrichten, sind, für alle offensichtlich, verheerend – in allen Kulturen! Das betrifft auch die unzähligen Schlafzimmer, in denen sich das sexuelle Drama ganz unauffällig alltäglich abspielt. Und wenn Thomas in seinem Kommentar schreibt, „Die meistbesuchten Websites sind nach meinem Wissen wohl immer noch die Pornoseiten und deren Wirkung trocknet ja meistens auf des Besuchers eigenem Bauch,“
so spricht er direkt auch die gesamtgesellschaftliche Misere mit Sexualität an.

So halte ich denn die letztlich rätselhafte, vollständige und tiefgreifende Entwertung der Sexualität als eine der grössten Geisseln, die wir Menschen uns selbst zugelegt haben. Auch ich habe dafür verschiedene Erklärungen parat. Aber ich will darüber schweigen. Denn gerade in diesem Bereich ziehe ich das Unverständnis vor diesem wahnsinnigen Unsinn vor. Wir müssen verständnislos den Kopf schütteln lernen, um mit dieser Erfahrung in uns: Der zumindest mal mentalen Unvoreingenommenheit gegenüber der Sexualität, zu beginnen, gründlich aufzuräumen. Aufzuräumen mit dem Wahnsinn und in der Folge dem unvorstellbaren Leid, die wir um dieses simple, gewöhnliche Verhalten herum kreiert haben.

So bleibt denn im Zusammenhang von SexAngst zuerst einmal vor allem die Aufgabe

  1. die eigene Angst im Zusammenhang mit Sex in ihrer Vielfalt zu erfassen und zu respektieren; und dann
  2. zur Kenntnis zu nehmen, dass das nicht normal ist, dass unser Verhältnis zur Sexualität praktisch überall schief liegt – also nicht bloss das Ihre! -, dass befreite Sexualität fast sicher ganz anders aussieht, als das was Sie jetzt praktizieren, dass sie eigentlich etwas völlig Gewöhnliches, Wuchtiges ist, das mit null Angst verbunden ist – dh Sie müssen zu diesem verständnislosen Kopfschütteln finden.

Das kann der Anfang für ein Re-Forming der Sexualität sein.

LASSEN SIE SICH DABEI VON NICHTS UND NIEMANDEM AUFHALTEN!
(ganz besonders nicht von Ihrem Partner/Partnerin – diese profitieren davon am meisten!)

Um bei Ihrem Unterfangen – denn nur mein Zeugs lesen nützt hier herzlich wenig! – etwas Hilfestellunge zu geben, stelle ich im Folgenden ein paar einfache Fragen und gebe für ein paar davon auch einfache Antworten.

Haben Sie gewusst…

  • dass Frigidität, ebenso wie deren ‚weiche‘ Formen, bis zur simplen Orgasmusunfähigkeit Totstellreflexe sind?
    Sex als bedrohlicher bis lebensbedrohlicher Akt.
  • dass Ejaculatio Praecox (vorzeitiger Samenerguss) eine Fluchtbewegung ist?
    Nur weg hier!
  • dass ernsthafte Erektionsverweigerung ein Totstellreflex ist?
    Sex als ernsthafte Bedrohung

Soll ich noch von all den zahlreichen anderen Begebenheiten erzählen, wo Angst in der Sexualität mitspielt?
Nein, das machen Sie gleich selbst!

Zusatzfrage 1: Weshalb in aller Welt ist Sex eine Bedrohung?
Zusatzfrage 2: Was machte Sex für Sie einst zur Bedrohung?
Zusatzfrage 3: Wie drückt sich bei Ihnen die Entwertung der Sexualität aus?
Zusatzfrage 4: Wie kam es dazu?

Mein Vorschlag zu Ihrer persönlichen Ergründung von SexAngst: Beginnen Sie mit der Antwort «Ich bin nicht gut genug.» Das führt Sie dann weiter in Richtung Ursprung des Dramas – Ihres Dramas! – mit Sexualität.

Übrigens: Sie fühlen sich bezüglich Sexualität angstfrei?
Ach, kommen Sie! Sie stammen entweder aus einem Macho-Macho-Land (Ihre Chancen auf Re-Forming sinken gegen null; kommen Sie in fünfzig Jahren wieder!) oder Sie sind wahrscheinlich Typ 3*.

*Ich habe die Angst ein bisschen erforscht und ihr Auftreten bei Menschen in verschiedene Typen eingeordnet. Die Ergebnisse meiner Forschung veröffentliche ich in der letzten (Doppel-)Nummer des Jahres von meinem Newsletter Werkplatz 2BD. Falls Sie wissen wollen, was es mit Typ 3 auf sich hat: Dort finden Sie die Antwort! Sie können die Nummer vorbestellen (nur die Newsletter-Nummer!).

2 Kommentare »

  1. Angst beim Sex? Ich? Hä? Ich bin am Hirnen, mir kommt dazu keine Situation in den Sinn. Wie äussert sich das? Ich habe nie ‚zufällig Migräne‘ oder täusche einen Orgasmus vor (sondern habe ihn eigentlich meistens). Den UV-21 kenne ich aber schon. Habe ich einfach noch einen Anfängerbonus?

    Miriam am 19. November 2006 um 22:44 Uhr

  2. ist die neunzehn hinter deinem namen das heutige datum oder dein alter?
    vielleicht gehörst du ja zu den glücklichen. die zeit wird dich lehren. und wenn du nach meinem artikel zusätzlich aufmerksam bist, wird sie dich rascher lehren, zu deinen gunsten.

    2BD am 19. November 2006 um 22:51 Uhr

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