Sex – Hemmungen und Scham

von 2b am 24. November 2006

Das ist doch wirklich interessant.

Alle Kulturen, die zumindest in der Nähe der Neuzeit angekommen sind (das sind merkwürdigerweise genau jene, die ausnahmslos ein kulturell fundamentales Sexualproblemhaben!) haben vernünftige Regeln und logische Grenzen für den Umgang mit den Geschlechtsteilen und das sexuelle Verhalten entwickelt.

Nun habe ich eine gewisse Erfahrung im Hinterfragen von Tabus. Mir scheint, ich kann das an dieser Stelle glaubhaft versichern. Und ich kann Ihnen sagen, hinter diesen Tabus schaut es aus wie in einem Slum in Mexiko-Stadt.

Wenn wir auf dieses wunderbare Riesenthema ‚Tabu‘ mal die Lupe halten und dann die Sexualität herauspflücken, so zeigt sich Interessantes.
Wunderbar? Ja, wunderbar! Es ist so befreiend und beglückend, wenn Tabus aufgelöst werden und das Leben dann hinter dem Bush… äh… Busch hervorkommt!

Wer im Riesenthema den Riesenmut aufbringt, die heute noch gültigen Sexualtabus zu hinterfragen…

Oh, Scheisse! Sie spüren keine Tabus? Schlecht: Wer die Tabus nicht spürt, spürt meist auch sonst wenig. Das ist der harte Preis für das, was wir die (sowohl prä- als auch postmoderne) ‚Sexualbefreiung‘ nennen. Ausnahmen können ein Kreuz an die Decke machen (Wasserunlöslichen Filzstift verwenden – für die spätere Kontrolle!).

… Wer also zumindest etwas Unverfrorenheit aufbringen muss, um mal hinter die vernünftigen Regeln und ganz besonders die natürliche Scham zu gucken, entdeckt…

Und jetzt besser aufhören zu lesen, denn jetzt wird es langweilig!

… entdeckt immer dasselbe und nur ein einziges…

Das einzige, was uns da zur Unterhaltung bleibt, sind die Varianten: „gruusig“, „hässlich“, „widerlich“, „stinkt“, „will das nicht“, „will’s gar nicht anfassen“, „zu klein“, „zu schlaff“, „gehört nicht zu mir“, …. (hier ist Platz für Ihre persönlichen Ergänzungen).

… entdeckt Folgendes: „Meine Geschlechtsteile sind nicht in Ordnung -> sind unwert -> ich bin unwert.“
„Also, besser verstecken (und vernünftig begründen), dann kann ich diesem unangenehmen Gefühl ausweichen“ – bis zum nächsten Akt.

Sorry, das ist alles, was hinter den ‚vernünftigen Regeln‘ und besonders der ’natürlichen Scham‘ zu finden ist: lauter Unwertempfindungen.
„Keine Ausnahme? Keine klitzkleine Ausnahme? Vielleicht bei mir?“
Sorry, keine!

Jedes ‚vernünftige‘ und ‚logische‘ Verstecken der Geschlechtsteile hat absolut nichts mit den andern zu tun, „die sie nicht sehen sollen“, „die nicht alles sehen sollen“, sondern einzig und allein mit sich selber. Mit der eigenen – möglichst versteckten – Entwertung der eigenen Geschlechtsteile.

Natürliche Scham – das gibt es nicht. NATÜRLICHE SCHAM EXISTIERT NICHT!
Natürlich kann nur der Einklang mit jedem Teil von sich selber sein. Ob der nun bloss ist oder bekleidet macht null Unterschied. Null Unterschied!

Natürlicher Einklang mit sich – ach diese Fremdwörter! – und folglich voll entfaltete Sexualität, reguliert die Sache vollkommen anders: locker, leicht, schlank. Das Verstecken sorgt nur für Verklemmung.
Ob’s nackt zur Sexualität geht oder zu etwas anderem, ist eine Frage, die für unabhängige Menschen einfach zu entscheiden ist – ganz zur Sache.

Ceterum Censeo…

ICH STELLE DEN LÄNGST ÜBERFÄLLIGEN ANTRAG, DEN AUSDRUCK SCHAMHAARE ENDLICH UND VOLLSTÄNDIG AUS DEM VOKABULAR ZU STREICHEN UND DURCH GESCHLECHTSHAARE ZU ERSETZEN.

Zu spät! Der guten, alten Schambehaarung – neu Geschlechtsbehaarung – wird eh schon der Garaus gemacht. Abrasiert.

PS: Triumpfierende Saunaholics und Naturisten gehen bitte zuerst zurück zur Zeile: ‚Wer im Riesenthema den Riesenmut aufbringt…‘
(Ich weiss wovon ich rede. Ich schaue mir die Leute – auch auf alten Fotos – genau an; natürlich auch mich selber. Ich erkenne in der Regel auch die Ausnahmen).

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