In 3 Teufel’s Namen: Es ist Sonntag

von 2b am 10. Dezember 2006

Heute ist zweiter Adventsonntag.
Höchste Zeit, nochmals kurz abzustürzen, bevor dann der stetige Aufstieg gen Weinnachten erfolgt.


Da sieht man’s wieder einmal: So tief kann man fallen – wenn man vorher regelkonform furchtbar anmassend war.

„2BD auf dem Flug zur Hölle“

Einer meiner hingebungsvollen Adlaten wollte mich, unter Einsatz seines eigenen Lebens, vor dem Abgrund retten. Aber ich habe gelassen abgewinkt, vielleicht auch abgewunken – das weiss ich jetzt nicht mehr. Als armer Fischersmann, habe ich mich nämlich auf eventuelle plötzliche Fallbewegungen seit Jahren vorbereitet. Ich taumle also nicht einfach so in den Abgrund. Nein, als eigentlich überragender Highflyer – wer sagt’s denn! – fliege ich selbstredend sportlich und elegant in den Abgrund.
Und da ich schon mal da hinuntergestossen wurde, habe ich natürlich gleich einen Besuch an besagtem Ort abgestattet.
Und ich sage Ihnen: Was ich da erlebt habe – fulminant!

Doch der Reihe nach:
Der Teufel empfängt mich zuvorkommend und führt mich in der Hölle herum, zwecks späterer Wahl der passenden Abteilung. Er kennt mich bereits gut von meinen auf Erden preisgekrönten Verfahren ‚Male den Teufel an die Wand‘ und ‚Facing Hell‘. Wir verstehen uns auf Anhieb blendend. Ich sehe mir alles an und staune:

Also, da gibt es einen Raum, da liegen Menschen in bequemen Sesseln – von jedem persönlich ausgewählt (unter ‚Produkte‘) – und hören traumhafte Musik.
In einem andern wird nur zärtlich geschmust und manche machen Sex.
In einem Dritten wird fürstlich getafelt; ganze Tiere werden am Spiess gedreht, riesige Früchteschalen stehen auf goldenen Ständern, köstlicher Wein, exklusiv aus Südafrika, wird in kristallenen Karaffen serviert; für die Iren gibt’s sogar Bier (die Deutschen und die Engländer müssen wegen wiederholter Verstösse gegen die Fussballstadionverordnung Wein trinken); und ein Dessertbuffet, sag‘ ich Ihnen… wer Buffets nicht mag, wird sogar bedient (exklusiv von Katholiken).
Und so weiter und so fort.

Bis wir vor eine Abteilung kommen, wo der Teufel zögert: „Willst du das auch sehen?“
„Was hast du noch auf Lager!? Natürlich will ich!“
Er öffnet also die Tür… da schiessen heisse Dämpfe von Pech und Schwefel heraus. Der Teufel versorgt mich mit einer Atemschutzmaske. Ich trete auf die Schwelle. Und was ich da sehe! Oh Schreck, oh Graus!
Drinnen werden ganze Menschen am Spiess gedreht. Anderen reissen riesige Krähen Fleischstücke vom Leib. Nelly Wenger wird ohne Unterbruch mit flüssiger Schokolade übergossen (Nouvel ist zum Übergiesser verdammt worden). Ihr gegenüber schwimmt Brabeck im Geld und droht ständig zu ertrinken. Ospel jasst in einer Nachbildung der Kronenhalle mit dem Sensemann persönlich um sein ganzes Schäfchen. Vasella muss jede Stunde ein Röhrchen mit seinen Pillen schlucken und wälzt sich in den Qualen sämtlicher Nebenwirkungen. Andere sitzen vor dichten Luken und schauen hilflos zu den andern Abteilungen. Und manche sind zum Servieren verdammt, ohne je selbst probieren zu dürfen.

„Ja, was ist denn hier los,“ rufe ich, „wozu diese Abteilung?“

„Ach diese Abteilung wurde von Katholiken eingerichtet; sie ist stets gut besetzt – die wollen das so,“ meint der Teufel, etwas ratlos mit den Schultern zuckend.

Soweit mein Absturz-Reisebericht.
Dementsprechend ist heute natürlich unser themenzentriert-interaktives Alternativprogramm für den Sonntag aufgebaut (für Novizen):

Übt ‚Aufstieg und Niedergang‘ bzw ‚Hoch und Tief‘ bzw ‚High und Absturz‘ den ganzen Nachmittag (wer am Morgen in der Kirche war, übt eine Stunde länger).
Wer keines von den Dreien kennt, springt aus der Kniebeuge hoch und wieder runter in die Kniebeuge – den ganzen Nachmittag; mindestens 200 Mal (allenfalls nach dem Nachtessen weitermachen)! Schaut Stéphane Lambiel zu, der ist heute im Fernsehstudio. Ruft ins Studio an! Der weiss nämlich perfekt, wie das geht – sowohl mental wie körperlich!

Als unerbittlichen Antreiber habe ich heute für Sie nicht meine Lieblingslärmquelle ‚MM‘ ausgewählt, sondern die Frührentnercombo ‚EAV‘. Und zwar mit ihrem im wahren Sinn des Wortes unsterblichen Liedchen ‚Im Himmel ist die Hölle los‘. Wer sagt’s denn…
(auf Repeat stellen und los mit dem themenzentriert-interaktiven Alternativprogramm!)

Der interaktive Teil besteht – neben dem Anruf im Fernsehstudio und den Erklärungsversuchen vor der Familie – aus dem Dialog mit sich selber über Hoch und Tiefs usw, plus aus Bildern und Kurzreportagen über die Erfahrung auf der persönlichen Achterbahn. Bilder an meine Adresse. Reportagen in die Kommentarspalten gehämmert. Nach wie üblich strenger Selektion werde ich vielleicht eine Auswahl daraus veröffentlichen.

Mach’s gut!
Grüss‘ Gott!

9 Kommentare »

  1. Wie sollen Ihre Leser Sie ernst nehmen, wenn Sie sich selber nicht ernst nehmen?
    Ansonsten: gut gelacht!

    Heidi K. (nicht Klum) am 10. Dezember 2006 um 14:32 Uhr

  2. Your job!
    finden sie’s heraus!

    2BD am 10. Dezember 2006 um 14:42 Uhr

  3. Aber Sie möchten doch verstanden und ernst genommen werden, nicht wahr?

    Lothar (bitte ohne böses Omen – der Tag jährt sich bald wieder)

    Lothar am 10. Dezember 2006 um 14:45 Uhr

  4. wer öffentlich schreibt, möchte verstanden werden – das spielt zumindest mit eine rolle; auch kafka, sogar ich. nein, glaub umgekehrt: auch ich, sogar kafka!

    ich halte meine texte grundsätzlich für eher leicht verständlich. gut, wer die finessen alle mitkriegen will – all die anspielungen, wortspiele, ganzen kompositionen – muss etwas mehr drauf haben. aber die dienen doch eher der unterhaltung. die wichtigsten inhalte sind zwar dicht, aber doch für einen breiten kreis verständlich. worauf ich schon mehrmals hinwies: ev muss man mehrmals lesen, bis sich einem der inhalt ganz erschliesst. aber das verstärkt die wirkung, lässt den inhalt nachhaltiger wirken.
    ich verrate ihnen ein geheimnis: ich tue sogar mein bestes, meine artikel so zu gestalten, dass man nicht einfach darüber hinweglesen kann.

    zusammengefasst geht es da, glaub ich doch, in erster linie um Ihre interessen, nicht wahr?
    die meinen habe ich grosso modo schon wahrgenommen. und nun habe ich meinen blog. zwischendurch verdiene ich mir etwas geld… mit hunde ausführen und so. was will ich mehr?

    2BD am 10. Dezember 2006 um 15:38 Uhr

  5. schon wieder machen Sie sich lustig über sich!

    Werner K. (weder Klum noch Rey)

    Werner K. am 10. Dezember 2006 um 15:39 Uhr

  6. meine arbeitskraft ist kostbar. die müssen sie teuer bezahlen. die briefmarkenfreunde zürich-altstetten jedenfalls können sich mich nun definitiv nicht leisten. aber sonst bin ich doch nicht wichtig. nicht einmal für feepy (das hätten wir zwar gern! aber katzen sind zwar nahe, bleiben jedoch unabhängig. das mag ich an ihnen).

    2BD am 10. Dezember 2006 um 15:46 Uhr

  7. in dem Fall magst du keine Hunde.

    Herbert am 10. Dezember 2006 um 15:47 Uhr

  8. hunde sind eher nicht meine bevorzugte spezies, stimmt. ich konnte den autor von ‘Hunde, wollt ihr ewig leben?“, fritz wöss, schon immer irgendwie verstehen.

    2BD am 10. Dezember 2006 um 15:56 Uhr

  9. […] Zeit – ein paar Mal besucht. Einmal kam ich mit Marilyn Manson, weisst du noch? Unsere Begegnungen waren fast schon intim; auf jeden Fall […]

    Bernhard Braendli-Dietwyler » Lieber Teufel - ein offener Brief am 12. März 2008 um 22:58 Uhr

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