Nachtrag zum Ostergruss – Jesus und Religion, das unmögliche Paar

von 2b am 19. April 2012

Nun geht’s bereits gleitig gen Pfingsten. Da habe ich dann eine kleine Fortsetzung der Ostergrüsse. Die Jünger wollen schliesslich auch mal nackt betrachtet werden.
Als Überbrückung zuerst aber ein saftiger Nachtrag zu den Grüssen. Ich plädiere für echte Wertschätzung für Jesus!

Wenn ich da schon mal genauer hinschaue: Ich bezweifle, dass Jesus‘ Programm viel mit Religion zu tun hatte. Im Gegenteil.
Wie Hans Küng schon sagte – jedoch anders meinte! – war Jesus ein Mann der Gottlosen.

Jesus lehrte in der jüdischen Tradition. Doch, was besagt das schon?

Jesus‘ Botschaft war allerhöchstens im üblichen zeitgenössische Kontext religiös. In Wahrheit war sie eminent politisch.

So wandten sich denn sowohl die eigenen religiösen als auch die politischen Führer gegen ihn.

Jesus war einer, der dem gesamten Establishement gefährlich wurde!

Jesus wurde also zu Ostern zum gewöhnlichen politischen Gefangenen. Und ihm widerfuhr denn auch nicht die Strafe für einen jüdischen Neureligiösen. Was kümmert’s die Römer? Nein, ihm widerfuhr die klassische Strafe für einen Aufwiegler – oder sonst einen Verbrecher. Man beachte die symbolische Demonstration bei der Kreuzigung: „Aufrührerische Politaktivisten sind für uns gewöhnliche Verbrecher.“ Es war damals schon dasselbe wie heute.

Zweifellos wussten die Römer mittlerweile, dass Jesus noch kaum Macht besass gegenüber ihnen, den Besatzern. Doch verriet sein selbstsicheres Auftreten – und seine Botschaft, die er verkündete! –, dass dieser mit seiner Kampagne und den Erneuerungsideen auch vor ihnen nicht Halt machen würde. Also war’s am besten, wenn man ihn los wurde, bevor die eigenen Kacheln heiss wurden.

Für mich besteht kein Zweifel:

Das ganze religiöse Primborium wurde nach Jesus‘ Debakel in Jerusalem draufgepackt. Jesus hatte es nicht nötig, sich ständig hinter einem allmächtigen Gott zu verkriechen. Seine Botschaft war aus sich heraus stark. Und seine Persönlichkeit – oder doch eher sein missionarischer Eifer? – vermutlich desgleichen.

Wurde draufgepackt von typischen Epigonen, die nicht im Entferntesten an das Format desjenigen reichten, der die ganze Bewegung ins Leben gerufen hatte. Im Versuch, aus der totalen Niederlage noch irgendwie Profit zu schlagen, indem sie diese stark redeten. Im, wie stets, nutzlosen Versuch, die Wirkung des toten Anführers künstlich zu verlängern. Weil niemand da war, der übernehmen konnte.

Fraglich ist auch, ob Jesus tatsächlich die Gründung einer jüdischen Sekte** Namens Christen plante.
Seine Epigonen zögerten jedenfalls keinen Moment. Ist ihnen auch nicht zu verdenken:

  1. Liessen sie das Format vermissen, das Jesus erlaubt hatte, bloss Kraft seiner Beseeltheit und seines politischen Credos die Menschen um sich zu scharen.
  2. Verharrten sie, trotz der emanzipierenden Botschaft (siehe «Ostergruss2») im Kontext der Matrix*. Und da bilden solche Gebilde eine bevorzugte Basis der Machtentfaltung.
  3. Ist es auch naheliegend, gegenüber der angemassten Macht des jüdischen und römischen Establishements gleichsam eine Gegenorganisation zu bilden. Nur kommt es – wie die Geschichte von Christen bis Marxisten so eindrücklich berichtet –, zum Schluss aufs selbe raus, wenn die Struktur der Organisation exakt dieselbe ist, wie deren Vorgänger / Gegner. Von Ebenbürtigkeit hüben und drüben nicht die Spur!

So liegen denn all diese Anführer – und sogar einige -innen – aufgebahrt, einbalsamiert, fotokopiert auf, um den Kleingeistern und potenziellen KundInnen rundherum vorzumachen, sie lebten noch. Irgendwie ….

MITNICHTEN!

Deren Botschaft ist längst instrumentalisiert. Von Subjekten, die zu nichts anderem taugen, als zum kleinen, selbstsüchtigen Profit aus ehrbaren Dingen, die andere geschaffen haben.

Also, wenn du Jesus ehren willst – oder auch wenn nicht: Vergiss die Religion. Vergiss das billige, dich schwächende Mindkonzept, das erst dazu führte, dass das letztlich unbedeutende historische Debakel zur Jahrtausende andauernden menschlichen Katastrophe wurde. Gefördert, aufgezwungen und schamlos ausgenützt von den immerselben «Nachfolgern».

 

*Siehe dazu die Fussnoten im Artikel «Ostergruss2»

** Siehe auch die Anmerkung zum Thema Sekte im Beitrag «Warnung1», hier auf diesem Blog!

1 Kommentar »

  1. […] zu verpacken. Allmählich wurde das richtig wild, beschäftigte mich immer mal zwischendurch. Ein Nachtrag musste her. Und von da zur Brücke nach Pfingsten war es nicht mehr weit. Wenn die Gelegenheit […]

    2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Pfingstgruss am 26. Mai 2012 um 10:31 Uhr

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