Pfingstgruss
Wie so oft war es eine beiläufige Begebenheit, die dazu führte, dass ich mich einem Gegenstand, einem Thema zuwandte. Diesmal war es ein heiteres Gespräch am Frühstückstisch über Begriffe, wie Lucifer und Enfer.
Das Gespräch wirkte eine Weile nach und begann, meine Kreativität anzuregen.
Ein Zufall dann, ein paar Tage später eine Buchbesprechung in der Zeitung, von der ich ein paar Zeilen las. Der kreative Fokus richtete sich unvermittelt vom rein Metaphysischen auf die Person aus. Der Erkenntnisprozess nahm Gestalt an, wurde ernsthaft(er).
Ein weiterer Zufall schliesslich, dass das Ganze sich kurz vor Ostern abspielte. Die richtige Gelegenheit sowie weiterer Anstoss, das Erkenntnisspiel ernsthaft zu betreiben und es als Ostergruss zu verpacken.
Allmählich wurde das richtig wild, beschäftigte mich immer mal zwischendurch. Ein Nachtrag musste her.
Und von da zur Brücke nach Pfingsten war es nicht mehr weit. Wenn die Gelegenheit schon ruft …
Bevor ich jedoch den Entwurf für den heutigen Pfingstgruss ausarbeitete, kam mir die Idee, aus den Aufsätzen einen Essay zusammenzustellen; vielmehr ergab es sich einfach; es war nahe liegend. Schon war ein eigenes Kapitel entstanden, gleichsam als persönliche Einleitung zum Essay «Der nackte Jesus (Das Buch Bernhard)». Der ab sofort im Buchshop des be verlags bezogen werden kann.
Zuerst aber, mitten in das wunderschöne Pfingstwetter hinein platziert, der Pfingstgruss. Ich seh am grellen Himmel schon die Flammen züngeln. Nein, nicht das vom Himmel ausgesandte Höllenfeuer gegen Lucifers wunderbare irdischen Versuchungen, sondern die Flammenzungen der Erleuchtung. Auch schon als DER Megamutmacher bezeichnet. Oder so in der Art.
Ziehen wir also diesmal die Jünger nackt aus. Das war damals nicht so schlimm, wie heute immer mehr (ich wurde leider schon lange nicht mehr zu einer Teaparty eingeladen).
Doch, zuerst noch einmal zum kürzlich Verstorbenen.
Und hier sage ich, in Respekt für meine Ostergrüsse: Vorsicht!
Jesus seine Rolle in der Geschichte zurückzugeben darf nicht dazu führen, ihn – wenn diesmal auch auf profane Weise – zu idealisieren.
(Ein Freund, der sich einschlägig intimst und seit Jahrzehnten auskennt, schrieb mir dazu: „Ich habe diesen Jesus langsam satt!“)
Das Ergebnis der Erkenntnisentwicklung in diesen paar Wochen: Gut möglich, wenn nicht wahrscheinlich ist, dass sich Jesus im Zuge seiner Selbstüberschätzung gegen Schluss seiner Karriere selbst als Gott – oder zumindest als dessen Vertreter – gesehen hat. Wie ich bereits in den Ostergrüssen andeutete, würde das heissen: Auch dieser arme Mann war nicht wirklich stark. Nur gerade so stark, wie das sein Scheinprojekt* zuliess. Sein Erfolg hat ihm den Kopf verdreht. Und er dachte, sein Scheinprojekt würde doch noch gelingen. Dass diese Illusion ins Wasser fiel, bzw, in jener trockenen Gegend, am Kreuz endete, dafür hat er – wie üblich – dann gleich selber gesorgt. Auf diese Weise konnte er sicher sein, dass niemand rettend hineinpfuschte und er zuverlässig scheiterte, wie das SEIN Projekt* verlangte.
(Verdammt, was soll das mit diesen Projekten?
Schon gut. Unten folgt die ultrakonzentrierte Auflösung. Also: Konzentration sparen!*)
In diesem wahrscheinlichen Fall war das für seine Adepten (Jünger/Apostel/Schüler und ähnliche Interessierte) naheliegend und einfach, den von ihm selbst entworfenen Mythos zu übernehmen und Jesus, als dessen Träger, ganz einfach nicht sterben zu lassen. Menschen in der Matrix (siehe Ostergrüsse!) waren und sind für Mythen aller Art unglaublich empfänglich (was haben sie denn sonst?). Ganz besonders die besonders Unglücklichen, die finanzielle Basis aller Sekten.
Was gibt es also Besseres als Ersatz für einen schrecklichen Tod, den man selber nicht verhindert hat, als ein Opfer-/Heldenmythos? Als die Illusion: Er ist gar nicht tot, er hat sich bloss … für sie? Nein, das hätten sie nicht ertragen … für alle Juden? Nein. Besser: für die ganze Menschheit: geopfert. Wie generös! Da darf man doch – nein, muss man! – allen Menschen Kontinent auf, Kontinent ab die frohe Opferbotschaft aufoktroyieren.
Miniexkurs1:
A propos Heldenepos: In helvetischen Landen kursieren, als Antwort auf das übliche, ach so gern breitgeschlagene Heldenepos eines gewissen Winkelried, dessen scheints tatsächlichen letzte Worte, nachdem er, von zahlreichen habsburgischen Speeren durchbohrt, für die eingekesselten Eidgenossen eine Bresche geöffnet hatte. Sie hiessen, ganz profan und einleuchtend sowie exakt der weit herum berüchtigten Moral der eidgenössischen Krieger entsprechend: „Wer hätt mi gschupft?!“ -> „Wer hat mich gestossen?!“).
Einwurf beendet.
Also verkrochen sich die Jünger und Nahestehende voller Angst und warteten im Versteck, bis Gras über die Sache gewachsen war. Es ist ja zweifelhaft, dass auch ihnen das Kreuz gedroht hätte. Die Römer hatten den Rädelsführer erfolgreich gekillt – in schöner, bewährter Eintracht mit den oft besungenen “Pharisäern und Schriftgelehrten“ sowie auf Basis eines frühdemokratischen Volksentscheids! Die Bewegung war damit, wenn nicht zerschlagen, so doch entscheidend geschwächt.
Doch, „sicher ist sicher,“ haben sich die Jünger, bzw hätten vielleicht beide Seiten sich gesagt.
Mit der Zeit vermissten dann wohl doch einige von ihnen dieses schöne Leben. An der Seite eines Visionärs zu wandeln und sich mit ihm im Applaus zu sonnen. Das war High-Life. Also sagten sich die mutigeren unter ihnen:
„Wir sind auserkoren, seine Botschaft weiter zu tragen!“
Ja, diese Pfingsten haben nun tatsächlich eine heroische Note. Ganz anders als Ostern mit der schmählichen Niederlage und dem tragischen Verlust des Anführers.
Also ermannten sich nach langen vierzig Tagen Bedenkzeit zumindest einige – und wieder liess die männliche Historie im Dunkeln, was die Frauen da machten – und machten sich auf, Jesus‘ Werk weiterzuführen. Bevorzugt natürlich in anderen Gegenden, wo man den Typen nicht gekannte hatte und sie nicht gleich verfolgte.
Wie die Geschichte uns lehrt, taten sie das mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Doch immerhin.
Jungs (und Mädels?), ihr könnt euch wieder anziehen!
Wenn wir also nüchtern auf Jesus schauen, ist einfach zu erkennen, dass Jesus scheiterte und schliesslich nichts von seinem Erfolg hatte. All das Getue um ihn, all die Schönrederei passierten NACH seinem Tod. Nachdem für ihn alles vorbei war. Nur seine schlussendliche Niederlage hat er noch miterlebt. Hart.
Miniexkurs2:
Damit berühren wir SEIN Projekt*. Ich verzichte allerdings darauf, das weiter zu ergründen, obwohl das zugegeben ein Leichtes wäre. Ich halte mich da bewusst raus, interessiere mich gar nicht dafür. Das ist auch so bei jenen, die sich auf mich einlassen. Sie finden IHR Projekt ganz schön selber. Alles andere wäre Asche. Überhaupt ist das ein äusserst delikater Vorgang. Der seine ungeheure Wucht nur dann entfaltet, wenn der Vorhang sich gleichsam von selbst hebt. Für Ungeduldige ist die Chance allzu schnell vertan. Und ich werde mich hüten, dabei den Teufelsanwalt zu spielen; bloss weil ich das kann (und den Teufel gut mag).
Wie stets gilt: Erst, wenn du für die wahrlich harten, ernüchternden Fakten bereit bist, bereit, DEINE Wahrheit zu ertragen, wird der Blick frei auf das dein Leben entscheidende Projekt, DEIN Projekt. Für uns/die andern hat das kaum Relevanz. Merke dir den Satz:
Für die Welt zählt nicht, wer du bist, sondern was du kannst.
Für dich hingegen zählt nicht, was du kannst, sondern wer du bist!
Daher beschränke ich mich in Bezug auf Jesus auf die Annäherung. SEIN Projekt zählte für ihn. Für uns ist es einfach fertig, vorbei.
*Nun also ukltrakurz zu den Projekten und zugleich Miniexkurs3:
Ganz unbescheiden: Die wichtigste – sowie potenziell mit Abstand ertragreichste – Information, die für uns Menschen überhaupt existiert:
Dein Scheinprojekt ist das, was du glaubst, im Leben anzustreben – und mit Garantie nicht erreichst, nicht wirklich.
DEIN Projekt ist das, was du (ganz unbewusst, daher perfekt abgesichert) tatsächlich anstrebst – und mit Garantie auch erreichst!
Nein, keine frohe Botschaft, trotz Pfingsten. Und nur auf deutsch.
Jetzt möchtest du gern wissen, was bei dir was ist!? Immerhin steht dein tatsächlicher Lebenserfolg, deine Gesundheit oder gar dein Leben auf dem Spiel. Dafür musst du mich allerdings schon kennen lernen. Und das ist in keiner Weise gratis. Das wird dich nämlich ziemlich herausfordern; dich vermutlich notorischen Angsthasen/-häsin.
Plus: Ha, ich lebe von den Scheinprojekten der Menschen, die jeweils gerade zu scheitern drohen (was sie später dann ohnehin tun)! Sowie von sich dräuend am Horizont auftürmenden PROJEKTEN (die sich unbeirrbar erfüllen; wer bin ich denn?). Scheissjob – siehst du das ein? Viel lieber würde ich von und mit Menschen leben, die sich demütig diesen ungeheuren Kräften stellen, die da in uns frei schalten und walten. Und, statt panisch zu versuchen, das Unvermeidliche zu fliehen, sich mutig darauf einlassen. Wow, ich kann dir sagen: Da erlebst du dich in einer Wucht, die alles, was du von dir kennst, in den Schatten stellt (Mörder mal ausgenommen). Und, wer weiss: Wenn du da durchgehst, beginnt vielleicht irgend etwas bei null. Werden Kräfte frei, die du damals, als du DEIN Projekt geformt hast, gebunden und in den Dienst einer grandiosen – womit wir wieder bei Jesus sind –, eventuell auch bloss banalen Niederlage gestellt hast.
Dies geschähe also ganz entgegen deinem ursprünglichen Plan (Scheissplan). Du darfst dich schon mal freuen. Alle andern ziehen es durch.
Das wäre dann die so genannte Lösung. Aber freu dich nicht zu früh! Schon die Chance, dass du bis da durchhältst, ist gering. Davon legen bereits viele Menschen in meiner Umgebung beredt Zeugnis ab (in verschiedenen Zungen). Dagegen ist Taminos und Paminas Gang durchs Feuer ein Pappenstil.
Wie gesagt: Mehr dazu findest du im 2bd magazin INSIDER. Aber auch da kommst du nicht so einfach an mich ran. Siehe die Abobedingungen!
PS: Ich empfehle dir, trotz meiner eindringlichen Worte, nicht auf mich zu hören. Ich habe extra für dich eine ganze Reihe möglicher Mindkonzepte vorbereitet, mit denen ich mich dir mit satanischem Vergnügen ausliefere. Du lässt mich also in Ruhe. Und ich werde MEIN Projekt erfüllen, ohne dass irgend etwas bei null beginnt und mir womöglich mehr Erfolg beschert, als ich mir das bis heute zugestehe. Das hätte noch gefehlt!
PS2: Du verstehst immer noch nicht? Dann strenge dich an! Es ist eine Dummheit zu meinen, a: im Internet sei alles gratis, b: gehe alles schnell.
Schöne Pfingsten! Und verbrenn dir nicht die Haare, wenns von oben feurig züngelt!