Südafrikaweine: Zwischenbilanz
Nach unserer begeisterten Rückkehr aus den südafrikanischen Winelands habe ich mir in den letzten Monaten etwas Überblick verschafft über die hier (in der Schweiz und Deutschland) bereits verfügbaren südafrikanischen Weine und ziehe ein vorläufiges Fazit.
Im Wissen, dass eine ganze Reihe absoluter Spitzenweine aus Südafrika in unserer Region gar nicht verfügbar ist, kann ich trotzdem bereits drei Fakten festhalten:
1. Es ist bereits auch hierzulande sehr schwierig geworden, sich als Konsument einen Überblick über die südafrikanischen Weine zu verschaffen und somit eine gute Auswahl zu treffen. Es finden sich nämlich eine Menge zwar sauberer und qualitativ stets guter Weine im Angebot. Sie vermögen es aber nicht, einen vom Sessel zu reissen oder sich gar dafür zu entscheiden, klar auf südafrikanische Weine zu setzen. Zu gross ist das Parallelangebot an zwar durchwegs teureren, aber besser eingeführten Weinen aus Europa, USA, Australien oder der neuen Moderegion Südamerika.
2. Die Händler, die nur wenige südafrikanische Weine im Angebot haben, machen das vermutlich aus Alibigründen, weil das einfach auch dazugehört. Sie führen meist durchschnittliche Weine, die sie anscheinend vertrauensvoll von einem Grossimporteur beziehen. – Jene Händler, die ein recht grosses Kontingent an SA-Weinen führen, bieten für jeden Geschmack etwas. Dort ist es, wie unter Punkt 1 ausgeführt, schwierig, wenn nicht unmöglich, gute Spreu von exzellentem Weizen zu trennen. – Fazit: Es braucht im bestehenden Angebot und auch bei Vertrauen in einen Händler bereits ein Nachtasting, das sich an einer klaren und einfachen Philosophie orientiert, und das den Kunden diese Arbeit – und unter Umständen auch das Beherrschen dieser Fähigkeit – abnimmt bzw eine entsprechend einfache, treffsichere Auswahl ermöglicht.
3. Diese einfache und hohen Genuss bei wenig Aufwand garantierende Philosophie sieht nach meinen bisherigen Untersuchungen (eine angenehme Art von Forschung!) so aus: Lohnend und mit Sicherheit Einzigartigkeit versprechend ist das Befolgen folgender zwei Auswahlkriterien:
a) Gute bis sehr gute Weine mit einem unglaublichen, sensationellen, grossartigen… ich kann es einfach nicht richtig beschreiben: Preis-/Leistungsverhältnis. zB ein Chardonnay, hervorragend gemacht, mit angenehm feiner Eiche nur, mild und doch voll, mit Jg 2003 bereits fertig, für Euro 6.50 (MwSt. inkl.)… -> Der bereits bestehende Markt bietet genug von solchen Weinen, so dass es dort nur das erwähnte Nachtasting braucht, das ich gerne für Sie vornehme.
b) Die besten Weine Südafrikas, die unterdessen auch zu den besten dieser Welt gehören. Hier gilt es, die enorm dynamische Entwicklung, verbunden mit einem absolut beeindruckenden Qualitätswillen (inkl. zB naturnahe Prod.), zu beobachten und laufend die Rosinen herauszupicken. Das geht natürlich nur mit entsprechenden unabhängigen Kontakten nach Südafrika (und kreativen Lösungen, u.a. der Transportfrage).
-> Meine zukünftigen Kunden sollen sich also auf Folgendes verlassen können:
1. Da ist ein Liebhaber am Werk, für den kommerzielle Überlegungen weit im Hintergrund stehen.
2. Sie können klar zwischen zwei Kriterien auswählen:
- Entweder Sie erhalten ausgezeichnete Weine, bei deren Preisen sie sich die Augen reiben, ja die fast schon lächerlich anmuten, gemessen am Gegenwert.
- Oder sie erhalten blind die jeweils aktuell besten Topweine aus Südafrika (bei deren Preisen sie sich auch die Augen reiben s.u.) und wissen ihre Schätze im Keller ganz vorn im internationalen Angebot.
3. Nebenbei fördern Sie damit die wirtschaftliche Zukunft eines Landes, das nicht nur das Vertrauen der Weltbank (bestes Entwicklungsland) sondern auch das unsere verdient. Ein Land, das nach Jahrzehnten des Leidens zu einem zwar harten, nichtsdestotrotz aber grossartigen Aufbruch gestartet ist – Weisse und Schwarze zusammen.
Ich spreche hier nicht der Ausschliesslichkeit das Wort. Es gibt in den Weingebieten dieser Welt (inklusive, ja besonders Deutschland, Oesterreich und der Schweiz) eine sehr grosse Zahl fantastischer Weine, bei denen es sich nur schon um der Liebhaberei willen lohnt, sie zu kaufen. Auch wir tun das selbstverständlich. Aber, wenn unser ehemals beträchtlicher Vorrat an Bordeaux demnächst zu Ende geht (ein paar Lots gedenken wir übrigens noch zu verkaufen – für LiebhaberInnen -> Sie können sich melden!), wissen wir bereits, wo unser neues Vorzugsgebiet liegt. Und wer sich nicht weiter mit der anspruchsvollen, teuren und zeitraubenden Auswahl befassen will, kann ohne Weiteres vornehmlich auf Südafrika setzen, mit der Gewissheit, mit Garantie nirgends auf der Welt auch nur annähernd einen vergleichbaren Gegenwert für das investierte Geld zu erhalten.
Wenn ich mir vorstelle, dass meine geliebten Topshots aus Bordeaux mittlerweile an die 500 Fränkli kosten – wohlgemerkt: Neujahrgänge en primeur (im Vorverkauf) und: pro Flasche!! – oder etwa der hübsche Romanée Conti (Burgunder) gar einige Tausend… fällt es mir wahrlich leicht, mich auf diejenigen Flaschen zu beschränken, die noch in unserem Keller ruhen und gut und gern bis 2020 oder 2030 ausharren, und meinerseits in Zukunft vornehmlich auf dieses grossartig aufstrebende und erfrischende Weinland Südafrika zu setzen.